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abermals in seinen / und der Schwedischen Gewaldt / und erlegte allda viel Bauren. Es muß folgender Zeit solches Schloß an die Frantzosen gelangt seyn / weil Georgius Engelsüß / im 2. Theil Weymarischen Feldzugs pagin. 154. berichtet / daß Anno 1640. im Brach-Monat / vom König in Franckreich / dem Obristen Schönbeck / die Herrschafften Sultzbach / Limburg / und Liechteneck / seyen verehret worden. Sonsten ist dieses Liechteneck vorhin der Graffen von Tübingen / nach dem Sie die Stadt / und Schloß Tübingen / auch andere Gütter in Schwaben / verkaufft haben / ordentlicher Sitz gewesen; als an die solches Schloß / und Herrschafft / mit Frauen Clara / Graff Gottfrieds zu Tübingen Gemahlin / einer gebornen Gräffin von Freyburg / in Brißgäu / kommen ist. Anno 1619. lebten noch 3. Brüder / als Herr Georg Friederich / Georg Eberhard / und Conrad Wilhelm / Graff Eberhards von Tübingen Söhne / und Graff Conrads Enikel; davon die 2. Jüngsten damahls zu Straßburg gestudiert haben. Es ist aber nunmehr der gantze Manns-Stamm abgestorben / und hat allein hochwolgedachter Herr Conrad Wilhelm / eine Tochter / mit einer Gräffin von Leiningen / Westerburg / ehelichen erzeugt / Nahmens Maria Bernahrdina, verlassen / so einem Herren Graffen von Salm / Herrn zu Neuburg am Inn / oberhalb Passau gelegen / vermählet ist / welcher dieses Schloß Liechtenck / so noch stehet / sampt denen zu solcher Herrschafft gehörigen Dörffern / jetzt eigenthumlich zuständig; wie / im Aprilen / deß Jahres 1650. auß Straßburg / und damit auch dieses / allbereit wieder in Tübingischer Amptmann zu Liechteneck seye / von einer Person / deren die Gelegenheit / allda wol bekandt / schrifftlich berichtet worden ist.


Lingelsheim / oder Lingoltzheim /

Ein Elsassischer Orth / den Bischoff Walter von Geroltzeck Anno 1261. belägert / auch die Burg allda / doch mit dem beding / gewunnen / daß Er die jenigen / so darauff gelegen / frey in die Stadt Straßburg ziehen lassen solte. Darauff Er / der Bischoff / mit den Seinigen / dieses Lingelsheim besetzt hat. Ligt nahend der Ill / und der Stadt Straßburg / und ist / wie oben auß dem Eingang zu ersehen / Landspergisch.


Luders Ludera.

Ein Städtlein / Schloß / und Fürstliche Abbtey an Hoch-Burgund stossend / welches Kloster mit Murbach incorporiert, aber keinen eigenen Anschlag; wiewol der Abt von Luders Stimm / Stand / und Session im Reich hat / und insonderheit beschrieben wird / auch die Regalia noch absonderlich empfangen worden. Chur-Fürst Ludwig Pfaltz-Graff hat / zun Zeiten deß Gecken-Kriegs im Elsaß / seine Gesandten hieher zum Delphin Ludovico auß Franckreich geschickt. Herr Ertz-Hertzog Leopold Wilhelm von Oesterreich ist jetzt Administrator allhie; wiewol der Zeit es mit beyden Stifftern / Murbach und Luders nicht zum besten stehet: so der verderbliche Krieg verursachet. Und haben Luders die Frantzosen erobert / so hernach Anno. 1636. im Herbst / die Käyserischen vergebens Anfangs wieder einzubekommen versucht: Aber / da sie hernach diesen Ort stärcker angegriffen / denselben innerhalb zween Tagen bezwungen haben.

Es schreibet B. Ph. von Kemnitz / im 2. Theil von dem Königlichen Schwedischen im Teutschland geführten Krieg / lib. 2. daß Anno 1634. allhie / zu Lüders / der Frantzösische Feld-Marschalck / Hebron / dem Herrn Rheingraffen Oth Ludwigen / mit der Aufforderung bevor kommen: daher Sie streitig worden / wer es haben solte. Es hät aber solchen Orth Hebron hinweg genommen: auch das Schloß Passavant / als eine Dependentz deß Stiffts Lüders / doch eine sonderliche Herrschafft / die der Rhein-Graff occupirt hatte / haben wollen: seye aber nichts darauß worden: ob schon Franckreich / wie Er vorher saget / dieses Lüders / wie auch Zabern / und Hagenau / in seine Protection genommen. In dem Friedens-Instrumento ist versehen worden / daß Franckreich den Herrn Abbt allhie / in der Freyheit / und Besitz der Unmittelbarkeit gegen dem Römischen Reich / lassen solle. Siehe unten Passavant.


Lützel.

Ein Kloster / so die Graffen von Falckenburg / Mümpelgart / und Pfirdt / gestifftet haben: wie Munsterus, in Beschreibung der Graffschafft Pfird / berichtet. Ligt am Wasser Lützel / gegen dem Jurassischen Gebürg.


Marckelsheim / Marckoltzheim.

Ein Städtlein underhalb Breysach / aber auff Gallischem Boden gelegen / und dem Bischthumb Straßburg gehörig / hat Bischoff Johannes von Dirpheim / der Anno 1328. gestorben / auß einem Dorff zu einer Stadt zumachen / und zu ümbmauren befohlen. In dem Gecken-Krieg gewannen selbige Armeniaken dieses Städtlein auch mit Gedinge / oder Accord. Anno 1632. nahme es Rhein-Graff Oth Ludwig ein. Wird hernach entweder wieder verlassen / oder von der Gegen-Parthey einbekommen worden seyn: weilen Kemnitz sagt / daß das Städtlein Marckelsheim / einem ziemlichen Ort / Anno 33. der Rhein-Graff Otto wieder besetzt habe. Als Anno 35. die Frantzosen / denen dieses Städtlein die Schweden übergeben / dasselbe verlassen / so hätten sich die Käyserischen dahin gelegt. Hierauff ist dieser Ort / entweder mit Sturm / oder / wie Engelsüß / vom Weymarischen Feldzug berichtet / auff Gnad / und Ungnad / Anno 37. an die Weymarischen übergangen / als Herr Johann von Werth / wie Er sagt / zu Friesenheim gelegen.


Markirch /

Eine Stadt im Leber- oder Hagenthal / in dem Gebürg / und nicht gar sonders weit von Käysersperg /

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Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_083.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)