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Burgund / so der Cron Franckreich geblieben: zu welcher / in folgenden Zeiten / noch mehrer Theil deß Burgundischen Reichs / kommen seyn. Vnd haben sich zu dieser Zeit auch unterschiedliche Vögt und Beampte in Burgund / die Würden und Landschafften / über die sie gesetzt waren / erblich zumachen unterstanden. Vnd melden die Historici, daß unter denselben einer / Namens Reinaldus / oder Reginaldus, so eines hohen Adels / und grossen Ansehens gewesen / umb das Jahr Christi / 1045. an dem Ort / wo jetzund die Graffschafft Burgund ist / die erste erbliche Hoheit erlangt habe; von welchem man folgends das Geschlecht-Register der Graffen zu Burgund her geführet hat. Wolfgangus Lazius meldet / daß Odo Königs Rudolphi in Burgund / von seiner Schwester Gerbirg Enickel / sich um die Burgundische Herrschafft angenommen / aber vom Käyser Conrado bekriegt / und in die Enge einer Graffschafft eyngeschlossen worden; Vnd das sey der rechte Vrsprung der Graffschafft Burgund so noch heutigs Tags dem Teutschen Reich unterworffen. Weil aber eben dieser Odo wie Wippo in dem Leben des Conradi Salici schreibet A. 1034. auß Burgund verjagt / und wie Hermannus Contractus berichtet Anno 1037. von deß Keysers Kriegs-Obristen in einer Schlacht uberwunden / unnd folgends in der Flucht von einem Kriegsknecht umbgebracht worden / so wird billich sein Nachfolger in der Graffschafft und wie es das ansehen / sein Blutsverwandter / obgedachter Reginaldus / für den ersten Graffen in Burgund gehalten. Vnd achtet man / daß die heutige Graffschafft Mumpelgart / so vor Zeiten auch unter den Burgundischen Königen gewesen / zugleich mit der Graffschafft Burgund / den jetzigen Namen und Würde bekommen habe; weiln schon An. 1044. wie abermals Herm. Contractus ein Graff von Veringen / bezeuget / Graff Ludwig von Mümpelgart / mächtig gewesen ist / wiewol schon längst vorhero / als in Anno 545. und 934. dieses Orts bey den Historicis gedacht wird. Mit der Zeit hat einer / Namens Hanso, gelebt / welcher seinen Sohn Theodoricum / zugenant[1] Magnus Baro verlassen / der umbs Jahr Christi 1236. ein Graff zu Mümpelgart / Herr zu Blaumont und Chastelot gewesen / besagte Graffschafft vom Reich zu Lehen getragen / und ein einigen Sohn gleichen Namens / und zwo Töchtern gehabt / deren die Eltere Sybilla Graff Amedarum von Neufchastel, oder Neuenburg über den Jurat; die Jungere aber Margaretha den Theobaldum von Novocastro, oder Neuenburg in Burgund geheuratet; darauß folgends viel Vneinigkeit entstanden. Besagter ihr Bruder Theodoricus II. (al. III.] ist ohne Kinder gestorben und hat gedachte seine Schwester Sybilla / nur ein einige Tochter / Namens[2] Guilhelma hinterlassen / ein Gemahlin Reginaldi, deß Graffen Othonis in Hoch-Burgund Bruders / deren beyder Vatter Hugo von Chaalon, und wegen seiner Gemahlin Alixiae Graff zu Burgund gewesen ist. Vorgemelte Reginaldus und Guilhelma, haben nur zwo Töchtern gezeuget / deren die Eltere Agnes Mümpelgart bekommen / und zu Henrico von Montfaulcon, die Jüngere aber Johanna (welcher Hericourt, und andere Güter worden / darvon unten bey Ericourt) zu Graff Vlrichen zu Pfirdt erstlich / hernach zu einem Marggraffen von Baden geheuratet hat. Von der ältern Tochter Agnes / ist kommen Stephanus Graff zu Mümpelgart - so gestorben Anno 1397. unnd vor ihme sein einiger Sohn Henricus / der vier Töchter gehabt; deren Erste die Henrica, oder Henryetta, an ihren Gemahel Graff Eberharden von Würtenberg / die Graffschafft Mümpelgart gebracht / so noch bey seinen Nachkommen ist. Die andere deß Henrici Tochter Johanna war Ludovici von Chaalon: Die dritte Agnes deß Theobaldi von Novocastro; vnd die vierdte Margaretha eines Graffens von la Roche, Gemahlin. Es ist aber zwischen obgedachten Reginaldo auß Burgund der Guilhelmae Eheherrn / und ihrer Mutter Schwesters der Margarethae / Sohn / Theobaldo Novocastrensi / der Erbschaft halber / Streit entstanden: und dieweil er nichts außrichten thäte / so hat er sich in deß Reginaldi Bruders / deß gemelten Graff Othens von Burgund Schutz begeben / und[3] seinen Antheil an Mümpelgart ihme zu Lehen auffgetragen: Es ward aber Anno 1282. zwischen diesen beyden Schwägern / eine Antheilung gemacht / dadurch / die gantze Graffschafft Mümpelgart dem besagten Reginaldo / dem Theobaldo aber die Herrschafften Blaumont / und Chastelot / zukommen seyn: und da es der Lehen halber noch streitig: so solle die Sach also verglichen worden seyn / daß der von Neuenburg / oder Novocastro wegen Blaumont ernannten Graffen von Burgund: wegen Chastelot, aber den Graffen zu Mümpelgart / für Lehenherrn erkennen solte. Vnd also solle es geblieben seyn / biß auff die Zeit deß Burgundischen Kriegs / umbs Jahr 1474 / da die Schweitzer / und ihre Bundtsverwandte Teutsche Fürsten / und andere / auß Keysers Friderici IV. Befelch / Hertzog Carlen zu Burgund mit Krieg angegriffen / in welchem / weil es Claudius von Novocastro Herrn von Fay, mit Hertzog Carlen hielte / die conföderierte / die Herrschafften / Blaumont, Clemont, (welche Herrschafft / wie sie an die von Neuenburg kommen / man nicht weist) und Chastelot, mit vielen andern Orten / eingenommen / und hat in der Außtheilung derselben / der Bisch. zu Basel / die Herrschafften Blaumont / und Clemont für seinen Theil bekommen: Ertzhertzog Sigismundo, zu Oesterreich aber seyn die Herrschafften du Chastelot, von der Statt und Gebieths Lille, oder Insulae, worden / welches letztere an der Dub / in der Graffschafft Burgund gelegen ist. Gedachter Bischoff zu Basel / hat hernach Anno 1478. dem besagten Claudio Novocastrensi, wie auch folgends deß Ertzhertzogs Sigismundi Erb / Ertzhertzog Maximilianus, alles wieder zugestellet: und solle

  1. WS: Im Original zngenant
  2. WS: Im Original Nameus
  3. WS: Im Original nnd
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite V. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_006.jpg&oldid=- (Version vom 17.5.2023)