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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

geringsten Kunst zu einer gewissen Vollendung und Vortrefflichkeit zu gelangen.

Durch meine wiederholten und fortgesetzten Bemühungen ist es mir nun aber endlich so gelungen, daß ich fast träumen kann, was ich will, so daß ich mir ordentlich des Abends ein Thema aufgebe, worüber ich nachsinnen, oder mir Vorstellungen erwecken will; so lege ich mich nieder und führe meinen Vorsatz gut durch, indem ich auch im Schlafe meine Phantasie in Schranken halte und keinen Gedanken passiren lasse, der mir nicht gut und brauchbar scheint.

Mit dieser Uebung kam ich darauf, einige Bücher von den Leuten zu revidiren, die schon vor mir auf demselben Wege gewandelt waren, ich las die Träume des Quevedo und die seines Nachahmers Moscherosch, der unter dem Nahmen Philander von Sittewalt geschrieben und seinen Vorgänger sehr übertroffen hat. Ohne einen von beiden übertreffen zu wollen, setzte ich mir einen Traum zum Thema, den beide geträumt und geschildert haben, um zu sehn, welchen Weg ich einschlagen würde, nehmlich den vom jüngsten Gericht, und so mag ihn der Leser, indem ich ihn hier wieder darstelle,

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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/4&oldid=- (Version vom 22.12.2016)