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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

da der jüngste Tag plötzlich hereinbricht, ohne ihn nur ein Bischen zu motiviren? denn was wollen denn die Paar sechs oder sieben tausend Alphabete sagen? Und seht euch nur um, wie prosaisch und gewöhnlich es dabei zugeht. Das hätte ich ganz anders beschreiben wollen. Er hörte meine Antwort nicht an, sondern lief in aller Eile den Prüden nach, die schon weit entfernt waren und von denen er nur noch die Letzte erhaschte. Edle reine Seele! rief er aus, liesest du noch so fleißig die Rolle der Klotilde? Sie verneigte sich und trat anständig zurück, entschuldigte sich, daß sie für diesmal verdammt wäre, aber vielleicht in Zukunft wieder die Ehre haben würde. Er schüttelte voll Verwunderung den Kopf und verlohr sich in der Menge.

Jetzt traten viele Hausväter und Hausmütter, mit vielen Kindern auf und jedes hatte etliche Kinderbücher unter dem Arm, in die sie zuweilen sahen, um ihr Betragen zu reguliren, auch wurden sie nicht selten von den verständigen Eltern zum guten Wandel vermahnt. Der Vater, ein sehr achtbarer Mann, schaute mit einem bedeutungsvollen Blicke umher, schien die Anstalten zu mustern und zuckte mit den Achseln. Ei, ei, hub er hierauf an,

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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/19&oldid=- (Version vom 22.12.2016)