Seite:Tieck Das juengste Gericht 1800.pdf/16

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

einige darunter sehr geläufig Anekdoten erzählten, um sich ein Bischen die Ewigkeit zu vertreiben. Sie redeten viel über Toleranz und Humanität, andre hatten Listen bei sich, zum Besten der Armenanstalten, und wollten den Gehörnten eine Feder präsentiren, um sich ebenfalls in die Reihe der Wohlthuenden einzuschreiben. Die Teufel aber, die keinen Spaß verstanden, schleppten sie mit groben Redensarten vor den Richterstuhl, um da ihr Urtheil zu empfangen. Hier wurden sie verhört, doch konnte ich von der Sentenz nichts vernehmen, nur schloß ich aus den Minen der Satyrn, daß es mit ihnen nicht zum Besten stehen würde, auch hörte ich den einen brummen, als sie wieder vorbei kamen: dies soll Aufklärung seyn? das sind die Früchte nach aller Cultur und der reinen Lehre, daß wir, die wir nie die Hölle genannt haben – Indem entstand ein großes Geschrei, denn einige Teufel kamen wieder hervor und baten, den gebildeten Nikolai lieber in den Himmel oder anderswo aufzunehmen, denn er sei so übermäßig langweilig und könne durchaus nicht schweigen, so daß es kein Teufel bei ihm aushalten könne, und das höllische Feuer selber auszugehn drohe. Die unendliche Barmherzigkeit ward gerührt, und er verurtheilt, in die Nichtigkeit sich zu begeben, in einem Thal, das zwischen

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/16&oldid=- (Version vom 22.12.2016)