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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

Erze wie Posaunen, Cymbeln und machtvolle Trompeten gebehrdeten und in sich selber willkührlich phantasirten, wollten sie diese Inkorrektheit durchaus nicht leiden und fragten nach dem Musikdirektor, um ihn deshalb zur Rede zu stellen. Seid ruhig, meine Freunde, rief ein Englischer Arzt, und beobachtet nur mit mir, wie hübsch und dick alle diese Engelskinder sind, wie glatt und schier, ich wollte eine ansehnliche Summe Geldes verwetten, daß sie sich die Kuhpocken haben inokuliren lassen und auf demselben Wege hoffen wir Engelländer auch noch Engel zu werden.

Das jüngste Gericht war indessen schon angefangen, und Nikolai war trotz seiner Bildung auf zweitausend Jahre verurtheilt, von den Teufeln immer Spaß anzuhören, ohne ein Wort zu sprechen. Er hatte alles für Phantasma und übertriebene Einbildungskraft erklärt und sich unvermerkt Blutigel angesetzt, um sich die ungehörige Poesie absaugen zu lassen, so stand er vor Gericht und empfing sein Urtheil, mit den Blutigeln am Hintern, indem er sich höflich verneigte, um seine Welt zu zeigen, die er auch noch in die jenseitige Welt hinüber gebracht hatte. Sonderbar ist es, sagte er zu sich selbst, indeß die Satyrn sich schon

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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/14&oldid=- (Version vom 22.12.2016)