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An Schwester Charlotte Kollmann.
Neuendettelsau, 11. Febr. 1892

 Meine liebe Charlotte, in Bruckberg war’s so schön, und ich hatte die besondere Freude, daß ich merken durfte, wie Herr Rektor sich so herzlich freute. Er wird Bruckberg ganz „en détail“ pflegen.

 Laß uns glauben und hoffen und beten lernen. Ach, daß ich mehr Glauben hätte! Laß uns auch gut sein gegen alle, alle Menschen, ganz lind und gut. Sie tragen alle ihr großes Weh bei sich...

Deine Therese.


An Schwester Magdalene Wucherer.
Neuendettelsau, 1. März 1892

 Liebe Schwester Magdalene, Dein Geschenk für Bruckberg ist uns eine sehr herzliche Freude, und ich beeile mich, Dir unsern großen Dank auszusprechen. Für das große, große Haus können wir sehr viel brauchen und sind für alles dankbar. Denn die Reparaturen und die Einrichtung kosten ja ein ungeheures Geld.

 Uns beschäftigt natürlich Schloß Bruckberg jetzt sehr viel. Am 23. Februar fuhren am Morgen drei originelle Wagen ab: voran ein großer Leiterwagen mit dem Ökonomie-Georg vorne drauf, hinten saß ein angehender Bruder. Betten und die nötigsten Geräte füllten den Wagen. Hinter ihm fuhr unser alter Gaul mit Bruder Memmler und „anderem Geräte“, und dann kamen Schwester Minna Hoffmann und Schwester Marie Wägemann und Bauwart. Schwester Minna sollte nur einstweilen anfangen, sie wird ja Küchenschwester von Bruckberg. Gestern fuhr ich mit Herrn Rektor und den Schwestern Sophie Renner und Minna Rothamel hinüber. Da war es sehr vergnüglich, daß schon ein wenig Einrichtung da war und wir im großen, weiten Schlosse ein Heimatgefühl hatten. Es war allerlei zu beraten, es wird aber schon ganz wohnlich, und die Räume sind ganz geeignet. Mit großer Sorgfalt suchte Herr Rektor die Zimmer aus, die für unsere armen Asylkinder sonnig und schön und freundlich wären. Wir haben auch gestern einen Apfelbaum gepflanzt, den zeig ich Dir, wenn wir einmal miteinander hinübergehen. Ehe wir wieder heimfuhren, hielt Herr Rektor Abendandacht

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/92&oldid=- (Version vom 8.8.2016)