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diese Zeit im Jahr 1873, daß unser lieber seliger Herr Rektor die erste Einsegnung hielt. Herr Rektor hat den Einzusegnenden bereits mitgeteilt, daß der Einsegnungsunterricht sich an Joh. 17 anschließen werde, und sie zur Meditation über dies Kapitel aufgefordert.

 Was die Mitteilung der Gaben anlangt, die in dieser Zeit so viel durch Schwesternhand geschieht, so wollte ich, Ihr hättet gehört, was uns neulich im Anschluß an Apostelgeschichte 4 gepredigt wurde von der Feinheit der Liebe, die gibt, ehe sie gebeten wird, die in ihrer Absichtslosigkeit den zarten Duft und Schmelz bei sich hat, der von der gebenden Liebe nie abgestreift werden soll.

 Es ist schon mehrfach bekannt gegeben worden, daß wir zum diesmaligen Fest nicht viel Schwesternbesuch im Mutterhause wünschen. Es war des Reisens und der Aufforderung dazu so viel in letzter Zeit, und es ist natürlich, daß zu der bevorstehenden Einsegnung auch kommt, wer es möglich machen kann. Da raten wir den Kinderschulschwestern, denn um diese handelt es sich zunächst, doch recht in der Stille auf der Station das Fest zu feiern. Ausnahmen wird es ja geben schon durch einen bevorstehenden mehrfachen Wechsel, aber das Daheimbleiben sollte die Regel sein.

 Und nun wünsche und erbitte ich Euch ein seliges Fest, an dem wir alle möchten gnädig heimgesucht werden. Die Freude und der Friede, die Lindigkeit und heilige Sorglosigkeit, von der die Epistel des kommenden Sonntags redet – sie sei und werde unser aller Teil!

Eure Therese.


An Schwester Charlotte Kollmann.
Neuendettelsau, 30. Dezember 1891

 Meine liebe Charlotte, hab innigen Dank für das schöne Buch, mit dem Du mich erfreut. Es soll mir eine liebe Erinnerung sein an Schwarzburg, wie war’s doch so schön auf dem Hesekielfelsen an jenem Sonntagnachmittag, und wie schön war’s auf dem Trippstein und dem Helenensitz! Aber im Dettelsauer Wald ist’s auch schön, wenn ich nur wieder mehr hinaus könnte – ich muß doch viel allein sein, sonst

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/88&oldid=- (Version vom 8.8.2016)