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jammert immer, daß die Zahl nicht einmal für die Hausarbeit reicht. Und wir werden sie nicht einmal alle behalten können. Das wäre mir eine große, sehr große Freude, wenn Emilie Burger käme. Ich habe eine große Sympathie für sie, ohne sie näher zu kennen.

 Ich bin heut sehr niedergeschlagen. Herr Rektor hatte wieder eine sehr schwere Nacht, wenn uns doch Gott wollte Seinen Willen klar zu erkennen geben: Ach, wie ist alles so schwer, so schwer! Aber Jesus lebt, und Er ist auferstanden. „Ob alles bricht, Gott verläßt uns nicht, größer als der Helfer ist die Not ja nicht.“ Wir wollen nur alle desto fester und treuer auf unserem Posten und auch zusammenstehen...

 Pastor Amelung gibt die Singstunden und Geschichtsstunden etc. Er ist ein gescheiter Mann.

Grüße die Schwestern. Deine Therese.


An Schwester Karoline Meyer zum 25jährigen Jubiläum als Küchenschwester im Mutterhaus.
Neuendettelsau, Himmelfahrtsmorgen 1891

 Liebe Schwester Karoline, ich habe Dir etwas dichten wollen zu diesem Tag, aber es wollte nicht gehen unter den gegenwärtigen Umständen. Ich habe etwas singen wollen von dem aufgefahrenen Heiland, der segnend die Erde verließ und der 25 lange Jahre hindurch Dir die Hände gefüllt und gestärkt hat, daß Du viel Volks hast speisen können und daß wir durch Gottes Gnade konnten gesättigt werden „mit Wohlgefallen“. Ich wollte etwas sagen davon, daß es auch Dir selbst nicht mangeln sollte während Deiner „Wüstenwanderung“ an himmlischem Manna und am Wasser aus dem Felsen und daß Du nicht „darben“ solltest im letzten Stündlein, da uns alles genommen wird und alles dahinfällt. Das sage ich alles jetzt halt bloß in Prosa, aber es ist doch das gleiche Wünschen und Bitten vor Gott.

 Und nun stärke Dich Gott im zweiten Vierteljahrhundert und lasse es Dir an Freude und Lust nicht mangeln, immer und immer wieder die Hungrigen zu speisen, die Alten und die Jungen, die Seßhaften und unsere „Brüder und Pilgrimsleute“,

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/67&oldid=- (Version vom 8.8.2016)