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Wochen mehrere Herren in der Gegend herum und messen das Terrain wegen eines Eisenbahnbaues.

 Bete noch recht ernstlich für die Ökonomie. Es ist jetzt bestimmt, daß Bruder Leonhard Bertlein sie übernehmen soll. Bete auch recht, daß wir wegen Himmelkron und Bruckberg Klarheit bekommen. Ich wäre dafür, daß wir nach Himmelkron männliche und nach Bruckberg weibliche Blöde täten.

Gott behüte Dich! In inniger Liebe Deine Mutter.


An Schwester Elisabeth von Oldershausen.
Neuendettelsau, 13. September 1890

 Liebe Schwester Elisabeth, hier zog der neue Herr Diakonus ein, hat am Sonntag eine warme, einfache Antrittspredigt gehalten und ist von Herrn Rektor der Gemeinde vorgestellt und am Altar gesegnet worden. Den Tag nach der Ankunft des Herrn Diakonus reiste ich mit Herrn Konrektor nach Himmelkron, wo ich sehr tiefe, nachhaltige Eindrücke empfangen habe, als ob dort alles auf uns wartete. Ich möchte wohl mit Dir einmal dorthin gehen, wo Geschichte und Sage, Kirche und Welt, Natur und Kunst in wunderbarer Verschlingung eine Welt geschaffen haben, die merkwürdig ist. „Ich hoffte immer“, sagte Pfarrer Langheinrich, „ein Prinz käme; nun soll Dettelsau der Prinz sein, der Dornröschen aus seinem Schlaf erweckt und erlösend und befreiend wirkt.“ Ich muß Dir schon bald einmal das alles mündlich erzählen können, was ich da in mich aufgenommen, ich muß es auch an jemand hinreden, der es versteht. Auf dem Rückweg ging ich nach Bayreuth, zu allererst zu dem „Haupt“ unseres dortigen Freundeskreises und sagte ihm, es läge uns daran, zu wissen, wie unsere Freunde zu der Sache stünden. Er sagte, es wäre ihm innerlich gewiß, daß da etwas würde, nur stimmt er mit Herrn Rektor überein, daß man langsam vorangehen solle. Am andern Morgen ließ mich Herr Bergrat in seiner überschwenglichen Güte an die Bahn fahren, da kam Freund Felbinger an den Wagen und sagte: „Wird etwas aus Himmelkron, dann sichere ich Ihnen hiemit 300 Mark zu.“ Mit diesem Samenkorn zog ich heim. O wenn Du den Kreuzgang sähest, der noch teilweise erhalten ist dort! Ein Bild stellt die Kirche

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/60&oldid=- (Version vom 8.8.2016)