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 Es waren heut noch drei Memminger Schwestern hier, ich bleibe morgen noch hier. Am Dienstag mittag fahre ich nach Lindau, am Freitag nach Augsburg, am Montagmittag hoffe ich daheim zu sein. Es ist hier und in Memmingen ein rechter Zusammenhang zwischen den Schwestern und den Pfarrern und auch zwischen den Schwestern und der Gemeinde.

 Meine Gedanken sind natürlich sehr viel mit unserem zukünftigen Diakonus beschäftigt. Gott wird uns ja nicht zuschanden werden lassen mit unserem Bitten und Flehen. – Es ist eine ganze Fülle von Eindrücken, die solch eine Reise bringt, und ich wünsche mir viel innere Stille zum richtigen Aufnehmen.

In treuer Liebe Deine alte Lebensgefährtin Therese.


An Schwester Frieda von Soden.
Neuendettelsau, 23. August 1890

 Meine liebe Frieda, ich bin freilich sehr, sehr glücklich, daß unser lieber Herr Rektor wieder da ist. Wir hatten aber am Anfang manche Sorge. Er hatte ein paarmal nachts recht beängstigende Affektionen – vom Herzen aus, oder Asthma, man weiß es nicht bestimmt. So trug der 10. August einen sehr ernsten Charakter, aber es ist seitdem schon wieder viel Segen und Kraft von unserm lieben Hirten ausgegangen. Am 20. August wurde das neue Magdalenium geweiht. Ein großer Segenstag! Du wirst Dich wundern und freuen über das schöne, große Haus. Und heut hat man das Dach des Waschhauses der Industrieschule aufgerichtet. Demnächst wird das Isolierhaus begonnen. Es ist ein Schaffen und Drängen allüberall, daß mir’s wunderbar zu Mute ist. Am 2. September soll Schwester Marie Peitzner im Nürnberger Spital als Oberschwester eingeführt werden. An demselben Tag soll die Gemeindepflege in der Vorstadt St. Peter übernommen werden. Am 3. September kommt der neue Herr Diakonus Maier, von dem wir viel Gutes hören. Am 4. September reist Herr Konrektor mit mir nach Himmelkron! Am 9. September will Herr Rektor, wenn er wohl genug ist, Schwester Sophie Renner nach München begleiten zur Übernahme der neuen Krippe. Es ist so viel Bewegung unter uns, daß man recht auf der Hut sein muß, daß man stille bleibt. Dabei ziehen seit

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/59&oldid=- (Version vom 8.8.2016)