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wir wissen selbst kaum, wie. Im Magdalenium ist alles so vollgepfropft, wie es noch nie war.

 Jetzt feierst Du die erste Advents- und Weihnachtszeit in München. Die Tage sprachen wir davon, wie wir einst die „Zweiglein der Gottseligkeit“ im Walde suchten und wie Du gerufen: „Hui Moab, mache dich zur Ausbeute!“ Weißt Du’s noch?

 ...Ich bin heute so besonders dankbar. Es ist alles anders, wenn der Friede der Absolution Leib und Seele durchströmt. Und wir dürfen immer von diesem Frieden leben.

In herzlicher Liebe Deine Therese.


An Schwester Sophie Toennießen in Marienberg.
Neuendettelsau, 21. Dezember 1889

 Liebe Schwester Sophie, einen herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag, den Du auch so in der Nähe des Christkindleins feiern darfst. Ja, wir wollen immer ganz nah am Kripplein sein und den Trost der Menschwerdung einsaugen, daß wir ganz davon durchtränkt werden. Ich bin eben im Wald gewesen, wollte am Vorabend meines Geburtstags noch ein wenig Stille haben und auch noch „Zweiglein der Gottseligkeit“ einsammeln. Es ist wunderbar schön draußen, wie wenn die Natur ein Geheimnis einhüllte, das bald offenbar werden sollte. Mir kam es so wunderbar vor, daß Gott alle Seine großen Werke nicht ohne die Menschen tun will. Er brauchte sie ja nicht, aber Er will sie brauchen, der wunderbare Gott! Was soll’s doch einmal für ein Danken geben, wenn wir alles im Licht erkennen; aber wir wollen doch schon anfangen im dunklen Tal, damit wir’s dort können.

 Mit Bruckberg sind die Verhandlungen eingeleitet. Ich kann nur bitten, Gott wolle es ganz in Seine gnädige Hand nehmen. Aber wenn Er es uns zugedacht hat, wohl damals schon, als der alte Markgraf es für seinen Sohn baute, dann wollen wir auch nicht faul sein, sondern frisch zugreifen. Das Liebste bei allem ist mir dann immer, daß noch eine Stätte der Anbetung mehr gestiftet wird. Im Schloß ist ein schöner Betsaal schon fix und fertig. Herr Konrektor hat neulich die Orgel

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/53&oldid=- (Version vom 8.8.2016)