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Freude, und so muß es uns recht sein. Sie werden sich’s ja auch denken, liebe, verehrte Frau Philippi, daß wir Sie dabei nicht vergessen können, die Sie so schwer leiden, während wir feiern. Aber die gute Hand des Herrn hat auch Ihnen einen köstlichen Weg vorgezeichnet in Seiner Nachfolge, und er ist wohl um so köstlicher, da er so geradean zum Ziele führen wird. Sie haben eine gute Reise angetreten. Jede Station auf derselben sei Ihnen erhellt von dem Lichte Seines Angesichtes, und das Blut Seiner heiligen Wunden träufle Balsam und Frieden bei jedem schmerzlichen Schritt in Ihre Seele. Charlotte soll frisch gesegnet zu Ihnen kommen und Ihnen dienen als Schwester und als Diakonissin, und unsere Liebe und unsere Gebete sollen Sie auch umgeben. Ich möchte Ihnen so gerne das Wort sagen, das mir so eine Freude und staunenswert ist, ich meine das: „wie mich der Vater liebet, so liebe ich euch auch.“ Das Glück, von Ihm so geliebt zu sein, möge von Ihnen tiefinnerlich empfunden werden.

 Ich schreibe Ihnen am späten Abend, da es ganz still geworden ist, nachdem viel Leben und Bewegung den Tag über war und noch mehr unser morgen wartet. Die irdischen Feste sind bei aller Schönheit doch noch voll Mühsal und Beschwerden. Dort feiert man ohne jegliche Mühe! Und dort wird die große Gemeinschaft mit ungezählten Scharen unserer tiefen Stille und dem Glück der Stille keinen Eintrag tun.

 Gott behüte Sie, liebe Frau Philippi! Ich möchte Ihnen auch noch einen herzlichen Dank sagen, daß Sie so gütig und freundlich unseres Kirchenbaus gedacht.

In Liebe und Verehrung Ihre Therese Stählin.


An Schwester Charlotte Kollmann.
Neuendettelsau, 16. Sept. 1885

 Meine geliebte Charlotte, nun ist sie schon hinüber, Deine liebe Schwester, und wir legen die Hände zusammen und danken. Es ist mir alles so wunderbar, wie gnädig von Ihm, daß ihr noch schwerere Leiden erspart geblieben, und wie barmherzig, daß Du doch noch recht gekommen. Nun wird sie sich so freuen, im Lichte alles anschauen zu können, und wir strecken uns auch aus und sehnen uns nach dem vollkommenen Licht. Ich möchte gern einmal noch etwas mehr von Deiner Schwester

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)