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es dauerte nicht lange, da beschwerte sich die Organistin, Schwester Gertrud Hahn, daß der Gemeindegesang gar so schwach sei. Man konnte halt doch nicht genug Lieder auswendig. So blieb nichts anderes übrig, als daß man versuchte, das notwendige Geld für die Kerzen zu beschaffen. Von den Missionsschülern, die auch den Gottesdienst besuchten, wurde ein Beitrag erhoben; außerdem wurde nun an jedem Samstagabend der Klingelbeutel getragen und der Ertrag der Sammlung für Kerzen bestimmt.

 ...Wißt Ihr, wer das eingeführt hat, daß wir in der Vesper beten: „Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Amen, ja komm, Herr Jesu!“ Das stammt von Herrn Rektor Meyer. Er hat die Not der Kirche recht auf sein Herz genommen, und in einer besonderen Notzeit der Kirche hat er uns jeden Mittag um 12 Uhr zusammenkommen lassen, daß wir miteinander beten. Weil man das nicht lange so halten konnte, hat er nach einiger Zeit gesagt: „Wir wollen das tägliche Gebet um 12 Uhr wieder aufgeben, aber von den Bitten behalten wir die eine zurück: „Amen, ja komm, Herr Jesu!“ Seitdem beten wir es in jeder Vesper. In der Erwartung des Herrn sollen die Kinder Gottes immer stehen.


Aus Kapiteln

 Das Leben ist kurz; man muß es recht ausnützen, um die eigenen Worte Jesu und das Alte Testament zu lernen, daß man nicht in der Ewigkeit ankommt und weiß von dem allen nichts.

 Wie groß ist Gott, daß Er die Menschen zur Mitarbeit brauchen will! Wir Menschen sagen: „Ich tu meine Sach lieber allein“, – und Gott sagt es nicht. Seine Engel verderben Ihm nichts, aber Er will uns haben und mittun lassen und geht sogar so weit, daß Er sagt: „Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.“

 Die Gefahr ist, daß die Arbeit die Sorge um das ewige Heil überwuchert. Daß nur nicht der Einzelnen Abbruch an der eigenen Seele geschieht vor lauter Arbeit!

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/273&oldid=- (Version vom 10.11.2016)