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Erzählabend von Frau Oberin-Mutter am 27. März 1923
im Familienzimmer

 Ich will euch ein wenig aus der Vergangenheit erzählen... Unser Helfer, Herr Pfarrer Wucherer, hat durch seine kirchliche Stellung und sein treues Festhalten an dem, was Löhe und Dettelsau gewollt haben, eine rechte Bedeutung für uns gehabt. Er ist der Vater von Schwester Magdalene Wucherer. 1887 ist er in Aha gestorben, und wir müssen ihm ein dankbares Andenken bewahren.

 Jetzt etwas von Friedrich Hommel. Der war Herrn Pfarrer Löhes treuer Freund. Oft hat er mitten drunter gesagt: „Höre, Löhe!“, und dann ist etwas gekommen, womit er nicht einverstanden war. Er war der treue Freund, auch ohne daß man ihm in allem hat folgen können. Er war musikalisch und hat Herrn Pfarrer einen rechten Dienst getan, indem er den Psalter zum Singen einrichtete, Löhe hat ein tiefes geistliches Verständnis für die Musik gehabt, aber sie nicht selber ausüben können; da hat ihm Gott Lotze und später Hommel zugeführt.

 Unser Helfer, Herr Pfarrer Volk, war auch ein treuer Freund und hat besonders für die Blöden viel Herz und Sinn gehabt, ist auch von Hüssingen aus oft nach Polsingen gekommen. Er war dann in Ursheim. (Der Volk, der das Löhedenkmal gemacht hat, ist aber nicht mit ihm verwandt, sondern ein Sohn vom Essigfabrikanten in Nürnberg.)

 Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre war ein großer Niedergang in unserm Schulwesen, aber durch Lotze ist es wieder emporgekommen. Herr Pfarrer hat eigentlich Lotze als Nachfolger ins Auge gefaßt, aber das wäre nicht gut gewesen, das muß ich bei aller Liebe für ihn sagen; nein, nein, das wäre nicht gut worden. Als Lotze im April 1866 von uns geschieden ist, hat Herr Pfarrer Löhe in der Konferenz ein Wort gesagt, das ich gerne dem nachfolgenden Geschlecht in die Seele prägen möchte, denn es ist mir für vieles ein Licht gewesen. Er hat gesagt: „Ich habe mich zehn Jahre lang bemüht, einen Nachfolger zu erziehen, und nun hat mir Gott gezeigt, daß mich das nichts angeht, daß ich das nicht soll, daß das Seine Sache ist.“ Das habe ich mir recht gemerkt für nachfolgende

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/269&oldid=- (Version vom 10.11.2016)