Seite:Therese Stählin - Auf daß sie alle eins seien.pdf/252

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

keinen Einfluß ausüben, wenn es sich um meine Nachfolgerin handelt, sondern nur alles Gott überlassen. Ich meinte, so hätte ich es auch von meinen Heimgegangenen Vorständen erlauscht. Frau Oberin Rehm hat nichts gesagt von der Zukunft. Herr Pfarrer Löhe hat gesagt: „Ich habe mich zehn Jahre lang bemüht, einen Nachfolger zu erziehen, aber Gott hat mir gezeigt, daß mich das nichts angeht, daß das Seine Sache ist.“

 ...Ich grüße Euch alle.

Deine Therese.


An Schwester Elisabeth von Oldershausen.
Neuendettelsau, 16. Febr. 1921

 Meine liebe Schwester Elisabeth, gestern abend hielt ich Kapitel, zum letztenmal unter den alten Verhältnissen. Ich hatte zum Schluß eine wichtige Mitteilung zu machen: Schwester Auguste Hensolt hatte Herrn Rektor gebeten, ihr zu erlauben, daß sie erklärt, man möge bei der bevorstehenden Wahl von ihrer Person absehen, sie wolle dabei ganz ausgeschaltet sein. Herr Rektor hat nach sorgfältiger Erwägung ihr die Bitte gewährt und mich ermächtigt, diesen Entschluß der Schwester Auguste im Kapitel und auch sonst mitzuteilen. Ich hatte aber dabei zu betonen, daß Schwester Auguste durch keinerlei Beeinflussung zu diesem Entschluß gekommen ist. Die Schwestern wissen alle, daß weder Herr Rektor noch viel weniger ich irgendwie eine Stimme so oder so irgendwie ins Gewicht fallen lassen wollten. Ich habe gebetet, Gott wolle Seinen Willen kund tun, und der soll uns recht sein. Und Herr Rektor könnte sowohl mit Schwester Selma als auch mit Schwester Auguste zusammen arbeiten. Nun kam gestern, auch für mich ganz unerwartet, diese Mitteilung. Wir wollen sie annehmen als ein Stück weiterer Klärung der Frage, und alles soll still und gehorsam Schritt für Schritt auf Gottes Wink und Willen achten.

 Teile das mit, wem Du willst.

 Herr Rektor hat bei dieser Gelegenheit mit großer Hochachtung von Schwester Auguste gesprochen, und wir alle wissen, was unser Haus an ihr und ihren reichen Gaben hat.

Deine Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/252&oldid=- (Version vom 24.10.2016)