ungehemmt miteinander verkehren können. Dann wollen wir aber auch diesen Verkehr viel dankbarer pflegen.
Nun beginnt die heilige Passionszeit. Ihr betet mit mir und ich mit Euch um eine gnädige Heimsuchung des heiligen Geistes, daß wir tiefer als in unserem bisherigen Leben in das Geheimnis der Passion eingeführt werden. Ach, wenn wir’s wüßten, was es um das stellvertretende Leiden Jesu ist! Wenn wir’s wüßten, was es um die Unermeßlichkeit Seiner Liebe ist! Gottes Gnade beschere es Euch und mir, daß wir nur einen kleinen Blick tun dürften in den Abgrund Seines Erbarmens!
Weißt Du noch, liebe Schwester Charlotte, wie wir oben auf der Anhöhe bei Florenz saßen, und das Glockengeläute tönte herauf, und wir lasen das Evangelium vom Sonntag Estomihi?
Liebe Schwester Regine, ach, wie es Euch geht in dieser Zeit! Herr Rektor ist so in Sorge um unsere Münchener Schwestern. Er hat herzlich für Euch gebetet und gestern abend und noch am Samstag ins Mutterhaus geschickt, daß wir für Euch beten sollen. Er ließ uns das Wort dazu sagen: „Ich weiß, wo du wohnest.“
Und nun fahre ich nach Himmelkron an Schwester Elisabeth Meyers Sterbebett! O Schwester Regine!
Meine geliebten Schwestern, heute ist Euer Gedenktag. Er ist auch unser aller Gedenktag. 10 Jahre sind dahingeeilt in Windeseile. Aber der Segen ist Euch, so hoffe ich, geblieben, wie viel, wie viel haben wir erlebt in den 10 Jahren, und wie dankbar sind wir, daß unser lieber seliger Herr Präsident diese letzte Zeit furchtbarer Zerstörung nicht mehr erlebt hat!
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/237&oldid=- (Version vom 24.10.2016)