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Ruf in der Predigt noch einmal den bedeutungsvollen Anfang der Neugestaltung Himmelkrons am 19. November 1890. Nachher war Betstunde, da wurde der Gefallenen gedacht. Nachher kamen wir wieder im Blödenhaus zusammen. Schwester Klara Frommann las vor, was Schwester Emilie Burger seinerzeit gedichtet; sie hatte Herrn Pfarrers Beschreibung von Himmelkron in Reime gebracht. Ich kann’s ja nicht sagen, wie tief innerlich mich die Geschichte Himmelkrons bewegt. Nachher ist Vesper in der „Kapelle“. Morgen will Herr Pfarrer mit uns die baulichen Wünsche der Industrieschule durchsprechen.

 Ich habe noch viel vor morgen. Abends fahre ich mit Schwester Elisabeth nach Kulmbach, Dienstag kommen wir, so Gott will, abends 8 Uhr heim. Nicht wahr, es kommt niemand auf den Gedanken eines Wagens!! Ich mache auch hier Wege, wie schön gelegen ist der neue Friedhof, schon reich besiedelt. Als ich gestern am Grabe Langheinrichs stand, läutete es gerade 11 Uhr. Wie schön ist das Kruzifix! Ich hoffe, es kommt das gleiche nach Polsingen.

 Nun ist ja wieder allerlei. Aber Jesus ist schon unterwegs, um zu helfen, hat’s neulich in der Predigt geheißen. Wieviel Elend bergen die Asyle! Aber eine Kranke erzählte mir sehr zufrieden, es gäbe Milchsuppe und es gäbe auch Klöße bei ihnen.

 Ich glaube, das neue Haus ist praktisch und schön. Und hier allenthalben elektrisches Licht! So wenn wir’s hätten! Grüße auch Deine Fräuleins.

Deine Therese.


An die Einsegnungsschwestern vom 25. November 1906.
Neuendettelsau, 1. Dezember 1915

 Meine lieben Schwestern, ich möchte Euch in herzlicher Liebe einen Gruß und Dank senden.

 Es war der letzte Sonntag im Kirchenjahr, als Ihr vor neun Jahren eingesegnet wurdet, und jetzt stehen wir in der lichten, lieben Adventszeit. Damals ahnte man noch nichts von dem schweren, blutigen Krieg, in dem wir jetzt schon so lange stehen.

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/218&oldid=- (Version vom 24.10.2016)