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 Gott schenke Euch fromme, gewichtige Männer in den Ausschuß!

Ich grüße Euer ganzes Haus. Deine Therese.


An Schwester Marie Winterstein, Mutterhaus.
München, 11. Februar 1915

 Liebe Schwester Marie, nun möchte ich doch an Dich ein paar Worte extra schreiben. Du weißt, daß Herr Rektor gütiger Weise eine Schwester zu meiner Pflege in der Klinik senden will. Nun dachte ich halt an Dich und Schwester Babette Dietrich. Ich weiß, daß Ihr gern dies Opfer bringt. Ich weiß aber nicht, welcher von Euch beiden man es am ersten zumuten kann. Deine Arbeit ist schwerer zu besetzen. Und wenn Du doch noch fort müßtest? Ich bitte, daß es in Dettelsau entschieden wird. Ich meine, ich könnte am Montag in die Klinik. Da wäre es vielleicht gut, wenn Du oder Schwester Babette schon am Samstag hieher kämt. Aber die wichtige Konferenz! Soll ich lieber noch warten? – Liebe Schwester Marie, lies doch die schöne Geschichte, wie der junge Tobias dem alten Tobias eine halbe Stunde lang mit der Fischgalle die Augen bestrich. Und dann ward er sehend. Aber schöner noch ist das Erbarmen Jesu mit den Blinden.

Grüße alles schön. Gott behüte Dich. Deine Therese.


An ihre Schwester Marie nach einer Augenoperation.
München, 13. März 1915

 Liebe Marie, wir sind noch in der Klinik. Herr Professor, der Herrn Geheimrat vertritt, wollte mich vor Montag nicht ziehen lassen, und auch dann muß ich mich nächste Woche noch einigemale zeigen. Das zuerst operierte Auge macht zwar keine Sorge, wie mir versichert wird, aber die Heilung verläuft nicht so schnell und ungestört, wie die des rechten Auges. Heute kommen die Herrn noch einmal über mich, und ich mußte mich über meine Angst recht schämen. Die lange Ruhe ist ja für mein übriges Befinden recht wohltätig, es ist ein wunderlicher Kontrast: daheim geizt man mit jeder Minute,

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/214&oldid=- (Version vom 24.10.2016)