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wir daheim sein. Dann wäre ich noch zwei Tage mit Herrn Rektor zusammen. Geht es wohl so?

 Ja, wenn man einmal „modern“ wird, dann kommen solche Schrecken über einen. Es geht uns recht ordentlich, nur die große, große Hitze! Ich las gestern Schwester Charlotte auf dem „Philosophenweg“ beim Abendspaziergang die Geschichte von Elias vor: „Eine Wolke wie eines Mannes Hand..., es rauschte, als wollte es sehr regnen.“ Das war einmal der Text für eine Pfingstbeichte. Es kam auch noch ein großes Gewitter mit etwas Regen. Und bei Euch?

Gott behüte Dich! Deine Therese.


An die Einsegnungsreihe vom 25. Juli 1909.
Neuendettelsau, den 14. Sept. 1911

 Meine lieben Schwestern, ihr habt des 25. Juli gedacht, und Herr Präsident hat wohl auch des Tages betend gedacht. Wer unter uns könnte des 25. Juli vergessen und all der Tage, die unmittelbar vorangegangen und nachgefolgt sind! Ihr wißt, wie ernstlich Herr Rektor Bezzel vor einem Zustand gewarnt hat, den er als Begeisterungslosigkeit zu bezeichnen pflegte. Die Versuchung dazu ist stark. Und doch – wie jämmerlich sind wir dann daran! Freudlos arbeiten ist für eine Diakonisse der größte Widerspruch. Aber wir können uns nicht künstlich in eine Begeisterung hineinarbeiten, davor wolle uns Gott bewahren, das brächte eine noch größere Gefahr – die Unwahrhaftigkeit.

 Was sollen wir tun, wenn uns die Versuchung zur Alltäglichkeit, zur mechanischen Arbeit, wohl gar zu Mißmut und Unzufriedenheit beschleicht? Wenn wir dann etwa gar berechtigte Gründe für solche Erscheinungen des alten Adam suchen? Ich glaube, darauf antworten zu dürfen: Die dringende, anhaltende Bitte um den heiligen Geist, der ein Geist der Freude ist, wird uns helfen, denn der Heiland hat gesagt: „So denn ihr, die ihr arg seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“ Und zum andern:

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/197&oldid=- (Version vom 24.10.2016)