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alles daheim gerade so.“ – Die innere Abgeschiedenheit und die Einflüsse von Luft und Wasser und – Gottes Wort wollen Euch zu neuer Arbeit stärken und Euch große Freudigkeit geben, Gottes Werk zu treiben, bis es Abend wird.

 Dein Zimmer, liebe Käthe, ist sehr hübsch tapeziert, es wird Dir, hoffe ich, einmal wohl darin sein[1]. Und dann wollen wir recht schön zusammenarbeiten und alle Tage mit Freuden unsere Last auf uns nehmen, solange wir noch dürfen. Es ist jetzt doch recht schön mit den drei ineinandergehenden Zimmern. Marie Winterstein schläft im Telephonzimmer. Es ist ein so großer Betrieb jetzt geworden. Und Du hilfst mir dann auch manches schreiben, liebe Käthe, – ich kann’s nicht mehr bewältigen. Nun hört nur, was uns alles bevorsteht, was uns innerlich und äußerlich bewegt.

 Die Seminaristinnen sind vom schriftlichen Examen zurückgekehrt. Demnächst werden die Blauen geprüft, dann bekommen sie am 8. p. Trin. die Haube. Am 23. Juli kommen die 40 (!) Einsegnungsschwestern. Mitte Juli ist Schluß der Schulen; die Prüfungen haben schon begonnen. Vom 16. bis 18. August tagt hier der Lutherische Bund; etwa 60–70 geistliche Herren kommen! Dann wird Herr Rektor etwas fortgehen. Dann kommt Kaiserswerth. Wollt Ihr mir etliche Gedanken aus Gastein zugehen lassen über „Freiheit und Gebundenheit“; darüber soll ich etwas sagen im Kreise der Frauen. Das Jubiläum der 14 Schwestern kann dann wohl nach Kaiserswerth gefeiert werden. Ihr seht, es ist keine Langeweile in Dettelsau. Gestern hat auch Herr Rektor wieder gepredigt, zum erstenmal auf der Kanzel nach der kleinen Störung. Es war der Text vom Johannistag: „Tröstet, tröstet mein Volk.“ Heute ist’s ein Jahr, daß Herr Rektor Bezzel darüber gepredigt hat und wir den Eindruck einer Abschiedspredigt hatten, obwohl die Entscheidung noch nicht gefallen war. Das soll Dettelsaus Aufgabe sein: sich trösten zu lassen und andere zu trösten. So hieß es damals. Ich schicke Euch noch das Verzeichnis der Einsegnungsschwestern, vielleicht habt Ihr es aber schon. Jedenfalls werdet Ihr beten, daß kein unlauteres Element dabei ist. Ach, wer kann das Herz ergründen!


  1. Das südöstliche Eckzimmer im Erdgeschoß des Mutterhauses.
Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/191&oldid=- (Version vom 24.10.2016)