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Brief nur an die Berufsorte und bitten, denselben dort zirkulieren zu lassen.

 Und nun befehlen wir unseren teueren Hirten und unser ganzes großes Haus der göttlichen Gnade und Treue. Möchten wir alle diese Zeit würdig und recht, still und fromm durchleben.

 Seid alle von ganzem Herzen gegrüßt.

Eure Therese Stählin.


Im Juli 1909 sagte Frau Oberin zu den Einsegnungsschwestern:

 „Der herrlichste Leiter eines Diakonissenhauses kann nichts machen, wenn nicht die Genossenschaft die tragende Kraft ist. Es ist doch wunderbar – wenn ich von meiner elenden Person etwas sagen darf –, daß ein Mensch da ist, der alles hier miterlebt hat. Ich habe früher oft gewünscht, Herr Pfarrer Löhe möchte mich einmal hinaus auf eine Station schicken. Aber ich muß sagen: Gott hat es gefügt, daß ich hier geblieben bin. Einmal wollte Herr Pfarrer mich nach Südamerika schicken und einmal nach Südrußland; aber ich habe doch immer so stehen dürfen, daß ich die speziellen Gedanken unserer Führer und Leiter in unmittelbarer Nähe habe erfassen dürfen. Und ich habe den ganzen schweren Übergang von einem Stadium ins andere zweimal miterlebt und hinterher wenigstens gewußt, worauf es eigentlich ankommt. Und was Herr Pfarrer Löhe zu einer Zeit, wo wir noch eine ganz kleine Schar waren, gewollt hat, betont jetzt sein Nachfolger mit einer Klarheit, die man früher darin nicht haben konnte: die Schwestern sollen die Verantwortung tragen. Und ich meine, ich darf es euch sagen als eine Scheidende – was will man denn mit siebzig Jahren noch anders wie als eine Davoneilende sich ansehen –: die Schwesternschaft muß nicht von einer einzelnen Persönlichkeit abhängen, sondern von Gott, und sie soll die Persönlichkeiten, die mit solch unendlicher Treue an diesem Werk gearbeitet haben, ehren und lieben und ihnen danken und ihre Gedanken weitertragen.

 Es war einmal eine Zeit unter Herrn Rektor Meyer, da ist hier und da eine Rede aufgetaucht: Man hat mir in der Schwesternschaft meine Ideale genommen. Da nehmt das

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/177&oldid=- (Version vom 24.10.2016)