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An eine künftige Blaue.
Jakobsruhe, 23. August 1906

 Meine liebe Maria, so heiße ich Sie denn herzlich willkommen als Blaue und künftige Schwester unter uns. Ihr Eintritt ist uns allen, die wir Sie kennen, eine herzliche Freude und eine Ursache zum Dank gegen Gott.

 Ich muß jetzt unwillkürlich vergleichen zwischen unserm Kommen nach Dettelsau und Ihrem Eintritt und dem Ihrer Genossinnen in der gegenwärtigen Zeit. Wir wußten doch gar nicht, was wir wollten und taten; Sie können nach reiflicher Überlegung einen klaren Entschluß fassen. Ich war fünfzehn Jahre alt, als Gott meinen Weg hieher lenkte; ich träumte in einer Nacht, ich sei im Paradiese, und das Paradies war Dettelsau. Und als ich auf der Herreise in Ansbach übernachtet hatte, ging ich mit meiner Begleiterin in eine Kirche. Da predigte der Pfarrer: Von dem Ruf Gottes in Seinen Weinberg. Man soll dem Rufe folgen ohne Rückhalt, ohne Zaudern, ohne Klage. So kam ich hieher vor bald einundfünfzig Jahren, wußte nicht recht, was ich wollte; dann wurde es mir bald klar: Hier geh ich nicht mehr weg.

 So hat der treue Gott manch eine aus der alten Zeit geführt, und anders führt Er jetzt, und es ist doch immer Seine Hand und Sein Erbarmen.

 Ich will Ihnen, so lang ich lebe, eine treue, mütterliche Freundin sein, und dann werde ich einmal froh sein, wenn ich auf fromme Schwestern schauen kann, die mit gesegneteren Händen die teure Gottespflanzung pflegen, die Sein Erbarmen unter uns hat werden lassen...

In herzlicher Liebe Ihre Therese Stählin.


An Schwester Anna Schneider, Eysölden.
Neuendettelsau, 24. August 1906

 Liebe Schwester Anna, ich freue mich, daß ich nun Eysölden kenne, Dein Häuslein gesehen habe und den großen Weiher und die lieben Pfarrleute und Deine braven Kinder und den Gottesacker und die guten Frauen etc. Du hast wirklich alle Ursache, Gott zu danken für ein solch schönes Arbeitsfeld. Gott wolle Dir Gelingen schenken und die große Gnade, an jenem Tage auch mit etlichen Garben vor Gott treten zu

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/166&oldid=- (Version vom 17.10.2016)