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An Schwester Frieda von Soden.
Neuendettelsau, Allerheiligen 1901

 Meine liebe Frieda, ich hoffe zu Gott, daß er Dich wieder aufrichten und Dich uns erhalten wird. Unser Heiland sei Dir ganz nahe jeden Tag und jede Stunde, daß Du gesegnet und innerlich erquickt aus diesem Kranksein hervorgehen dürfest, froh und mutig zu neuer Arbeit.

 Wir haben gestern eine herrliche Feier in Bruckberg gehabt. Ein sonniger Herbsttag machte es vielen Menschen möglich, teilzunehmen. Gesang und Posaunen, Gebet und Segen, Gottes Wort und zu Herzen gehende Rede – es mußte alles Herz und Gemüt tief bewegen. Das neue Haus stand beflaggt und geschmückt und öffnet nun seine Pforten vielen Elenden. Herr Rektor legte seiner Rede das Wort zugrunde: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides.“ Dies Wort steht auch über Deinem Krankenlager, ja über Deinem ganzen Leben.

In treuer Liebe Deine alte Freundin Therese.


An Schwester Marie Winterstein, Himmelkron.
Neuendettelsau, 16. Nov. 1901

 Liebe Schwester Marie, für einen Neubau im Jahre 1902 bestehen wenig Aussichten. Ich selbst kann nicht dafür stimmen. Der große Schulhausbau erfordert alle Kraft; dazu ist der große Bau in Bruckberg noch nicht gezahlt, und wir haben außerordentlich viel Mühe, nur Geld geliehen zu bekommen. Wir täten nicht recht, wollten wir nun auch in falschem Wagemut einen solch großen Bau in Himmelkron unternehmen...

 Nun grüße mir alle Schwestern in beiden Häusern.

Deine Therese.


An eine Schwester aus einer einsamen Gemeindestation.
Neuendettelsau, 3. Januar 1902

 Liebe Schwester Marie, Du trägst schwer an der Einsamkeit? Gern würde ich Dir etwas von der Gemeinschaftsfülle,

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/149&oldid=- (Version vom 17.10.2016)