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An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 9. Juni 1898

 Liebe Selma, denke Dir, wir kaufen in Obernzenn ein wunderschönes Grundstück von 71/4 Tagwerk mit 500 Obstbäumen um 2500 Mark. Vielleicht wird dorthin die für Bruckberg geplante Blödenanstalt gebaut.

 Heute ist Herr Pfarrer Eichhorn (von Kalbensteinberg) hier, um den „Entlastungsplan“ für Herrn Rektor zu besprechen.

Mit vielen Grüßen Euch allen Deine Therese.


An Schwester Elisabeth von Oldershausen, die damals bei der ihr befreundeten Königin Marie von Hannover zu Besuch war.
Jakobsruh, 9. Oktober 1898

 Meine liebe Elisabeth, ich danke Dir sehr für Deinen guten Brief. Mich bewegen seit der Kaiserswerther Konferenz ähnliche Gedanken wie Dich. Besprecht sie doch einmal in einem Kapitel, und wir wollen es auch tun. So oft hat auch Herr Rektor schon den Gedanken und Wunsch ausgesprochen, es möchten doch die Gehilfinnen auch eine Tracht haben. Ich sehe wohl bei einer Zusammenfassung sehr viele Schwierigkeiten, aber sie müßten doch zu überwinden sein. Auch den Gedanken an ein zweites Diakonissenhaus bewege ich immer noch. Sollten wir beide vielleicht einmal nach Dresden und nach den gemachten Erfahrungen forschen? Es ist noch so viel zu tun, zu ordnen, ehe man stirbt und ehe der Herr kommt, aber die Sorge um eine „selige, fröhliche, heilige“ Sterbestunde (wie ich seit vielen Jahren bete) ist doch die Eine große Hauptsache, und sehr vieles muß als ganz klein verschwinden dem gegenüber.

 Denke Dir, ich schreibe am Sonntagabend auf der Jakobsruh, da soll ich eine Weile ausruhen. Es ist eine köstliche Stille hier, ein Sabbatfriede über Feld und Wald gebreitet und das Leben so einfach und natürlich. Die gute Schwester Babette Dietrich waltet so anmutig in dem Häuschen. Ich war heut in dem nah gelegenen Wollersdorf und fragte die Kinder einiges aus der biblischen Geschichte, „Warum mußten denn Adam und Eva das Paradies verlassen?“ „Äpfel Habens runter!!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/133&oldid=- (Version vom 17.10.2016)