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die grünen Wiesen, der frische Wald – es war alles so einladend. Viel Land ist dabei und so billig, weil in der „Einöde“ kein Mensch heutzutage weilen will. Gott selbst wolle sagen, was zu tun ist. Es eilt ja auch nicht.

In herzlicher Liebe Deine Therese.


An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 1. Sept. 1897

 Meine liebe Selma, heute zum Schulanfang kamen Menschen wie Sand am Meer nach Dettelsau. Vorige Woche stieg hier ein Luftballon empor, darin befanden sich zwei Offiziere. Und fünfhundert Mann Einquartierung hatte Dettelsau. Und am vorigen Samstagmorgen, als die ganze Dettelsaue im Morgensonnenlicht erglänzte, fuhren wir mit Herrn Konrektor Schattenmann von der Bahn herein. Die Posaunen bliesen, und die Gemeinde sang: „Dein Wort, o Herr, bringt uns zusammen.“ Herr Rektor hielt eine Rede, und Herr Konrektor antwortete. Dann nahmen sie auf der Veranda ein Frühstück ein. Am Sonntagnachmittag um halb vier Uhr findet die Installation statt. – Gestern nachmittag bei Sturm und Regen wurden Leichenhaus und Gottesacker eingeweiht und die Leiche der Fräulein Böhmländer ins Grab gesenkt. Und dann – fuhr Schwester Berta Wieland fort und hinterließ Schwester Emilie Illing die Blaue Schule und die Mesnerei.

 Bitte, grüße alles, auch im Pfarrhaus. Ich freue mich, daß ich bei Euch war.

Deine Therese.


An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 21. Okt. 1897

 Meine liebe Selma, vorgestern kam mit einemmal Herr Rektor mit dem Himmelkroner Telegramm: „Kauf des Hauses der Frau Schneider: Alles ist euer!“ Wie froh, wie froh bin ich! Ich habe mir lebhaft vorgestellt, wie Du Gott angerufen und wie Du Ihm gedankt haben wirst.

 Am Nachmittag war noch einmal ernste Besprechung wegen der Jakobsruhe, und die Folge war, daß gestern die vier Herren (Schattenmann, Reiser, Paul Löhe, Gutsbesitzer in Dürrenmungenau, Bruder Bertlein) auf die Jakobsruh sind, um das Inventar aufzunehmen. Sie gingen vormittags hinüber und

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/128&oldid=- (Version vom 22.8.2016)