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befunden. Denn als bald darauf in dem damaligen Kriegswesen etliche feindliche Völker das Korn vor der Stadt Magdeburg verheerten und anzünden wollten, ist er mit den anderen Bürgern ausgezogen und hat das Korn tapfer helfen vertheidigen. Darüber hat er zwar einen Schuß mitten auf die Brust bekommen, derselbe ist aber nicht durchgegangen, sondern hat nur einen blauen Fleck auf der Haut zurückgelassen. Das sah des Abends sein Weib, als sie zu Bette gingen, und als sie daraus merkte, daß es nicht richtig mit ihm sei, da hat die ihm ernstlich zugeredet und gesagt, daß sie Alles ihrem Beichtvater offenbaren wolle; er hat ihr das aber hart verboten, mit Bedrohung, er wolle sie sonst übel tractiren und sie solle nicht sicher vor ihm sein. Worauf sie denn stille geschwiegen.

Indessen verfing er sich immer mehr in des Satans Stricken; er war dem Gesöff und allerlei gottlosem Wesen ergeben; er konnte es nicht leiden, daß sein Weib die Kinder zum Gebet hielt, sondern sagte, sie sollten in des Teufels Namen beten; er half den Gotteskasten in der St. Johannis-Kirche bestehlen, und verschwendete das Geld, so er davon mit bekommen. Zwar ging er einmal in sich, und er versuchte nun, des Satans los zu sein. Er hatte nämlich gehört, er werde frei sein, wenn er Anderen seine Kunst beibringe und dieselben dem Teufel zuführe. Derohalben bot er einmal einem Knaben von fünfzehn Jahren seine Salbe an, mit dem Versprechen, sie solle ihn stark machen, und er solle niemals beschädigt werden, wenn er sich mit anderen Jungen herumschlüge. Der Junge wollte indessen nichts mit ihm zu thun haben. Ein andermal, als er einen jungen Kerl antraf, der Lust zu seinen Künsten hatte, trank er ihm diese zu in seines Bruders Namen, das heißt in des Teufels Namen, denn er nannte den höllischen Feind nicht anders, als seinen Bruder, oder den

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)