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41. Der Hildebrand bei Wittenberge.

Bei dem Städtlein Wittenberge in der Priegnitz sieht man noch die Reste zweier freiherrlichen Häuser. Sie liegen auf zwei besonderen Bergen, welche die freiherrlichen Berge, oder die Freienburgen genannt werden. Bei einem dieser Häuser ist ein Gefängniß, der Hildebrand genannt, daher, weil vor vielen Jahren ein Fuhrmann Namens Hildebrand darinnen oft in Haft gesessen, auch zuletzt darin gestorben ist. Dieser Hildebrand muß noch in dem Gefängnisse umgehen, wie man denn oft des Nachts sein erschreckliches Lärmen und Rumoren darin hört.

Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 5. Buch 2. Cap. 8. S. 336.


42. Der Blutregen in Großmantel.

Auf der Mühle bei Großmantel, einem Dorfe in der Gegend von Stargard, diente schon vor mehreren hundert Jahren eine Magd, Namens Catharina Darnmann, aus Stargard gebürtig. Dieselbe ging eines Tages, gerade auf Mariä Verkündigung, in einen niedrigen Grund unweit der Mühle, um eine daselbst stehende trockne Erle abzuhauen. Wie sie damit nun fertig war, und die Erle zu Hause trug, da entsetzten sich Alle vor ihr, die sie sahen; denn nicht bloß ihr Gesicht und ihr Oberlatz, sondern auch, nachdem sie sich entkleidet hatte, ihr ganzer Leib war mit Blut bedeckt, als wenn es überall Blut hingeregnet hätte. Die Magd hatte vorher aber nichts davon bemerkt. Sie entsetzte sich mit den Uebrigen, aber weil sie sonst keinen Schaden verspürte, so ging sie am anderen Tage wieder an ihre Arbeit in denselben Grund. Doch wie sie zurückkehrte, fand man, daß sie wieder voller Blut war, wie am Tage vorher, und noch ärger, denn das Blut

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)