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Als nun die Geschichte ist bekannt geworden, da ist ein großer Zulauf von Menschen entstanden, die aus allen Orten gen Zehdenick gereiset sind. Es sind auch dahin gekommen der Bischof Ruthgerus von Brandenburg, die beiden Markgrafen Johannes und Otto von Brandenburg, so wie deren Schwester Mechtild, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg. Zum Gedächtniß dieser Geschichte hat man auf Anrathen des Bruders Hermann von Langen, Lectors im grauen Kloster zu Berlin, so der Beichtvater des Markgrafen gewesen, zu Zehdenick ein Jungfrauenkloster Cisterzienser-Ordens gestiftet, und solches im folgenden 1250sten Jahre aufgerichtet.

Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 102. 103.


18. Das Wunderblut zu Wilsnack.

In der Priegnitz lebte im Jahre 1383 ein Edelmann, mit Namen Heinrich von Bülow; der verbrannte und zerstörte feindlicher Weise eilf Dörfer in der Priegnitz, unter denselben auch das damalige Dorf Wilsnack. In diesem Dorfe brannte die Kirche ab mit Allem, was darin war. Der Pfarrer von Wilsnack, Herr Johannes, hatte zu damaliger Zeit drei Hostien, um der Kranken willen, sonderlich in der Kirche verwahret. Als er nun in der Nacht nach dem Feuer auf seinem Lager lag und schlief, da vernahm er auf einmal eine Stimme, die ihm zurief: Stehe auf, Johannes, und mache dich fertig, an dem Altare der verbrannten Kirche die Messe zu lesen. Anfangs glaubte er, ein böser Bube wolle ihn foppen, und er blieb liegen. Als er aber dieselbe Stimme zum zweiten und dann gar zum dritten Male vernahm, da stand er auf und ging zu dem Orte der verbrannten Kirche. Und siehe, hier stand mitten in der Verwüstung unversehrt der Altar der Kirche; zu dessen beiden Seiten brannten zwei helle Wachskerzen,

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)