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Berge sich aufgehalten, und aus dem Wetter nichts hat werden wollen, da hat ihn endlich seine Gemahlin, welche eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen, flehentlich gebeten, daß er möge wieder hineinziehen in die Stadt, und bei seinen armen Unterthanen abwarten, was Gott der Herr thun wolle, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet. Darüber ist der Churfürst bewogen, gegen Abend wieder nach Cölln zu fahren. Ehe er aber noch an das Schloß gelanget, hat sich ein Wetter heraufgezogen, welches so schnell und so stark geworden, daß es dem Churfürsten, wie er gerade unter das Schloßthor hat fahren wollen, seine vier Pferde vor dem Wagen sammt dem Kutscher erschlagen hat. Sonsten hat es jedoch keinen Schaden gethan. Dieses hat sich zugetragen am 15. Juli 1525.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 2. S. 509. 510.


7. Gesichter der Churfürsten Joachim I. und II.

Der Churfürst Joachim I. jagte eines Tages im Jahre 1533 in der Haide bei Köpenik, als auf einmal ein überaus großer wilder Keuler auf ihn losstürzte. Der Churfürst, ein muthiger Jäger, freuete sich dieses Abenteuers, hielt dem Thiere Stand, und wollte es abfangen; er stach ihm auch mit großer Geschicklichkeit sein Fangeisen in den Rachen. Aber plötzlich fuhr eine große Flamme aus dem Halse des Keulers, so daß der Schaft des Fangeisens in den Händen des Churfürsten verbrannte, und dieser nun in große Gefahr vor dem wüthenden Thiere gerieth. Zum Glück kamen die Bedienten des Churfürsten herbei, worauf der Keuler entschwand. Anderthalb Jahre darauf aber war der Churfürst todt.

Ein ähnliches Abenteuer hatte der Churfürst Joachim II. Es war im 1570, als dieser in derselben Haide bei Köpenik auf der Jagd war, und einen großen Hirsch traf, den

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)