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wie ein junger Geheimschreiber wohl pflegt, ob sie ihm im Bade nicht wolle Gesellschaft leisten. Die Berlinerin verstand den Scherz aber unrecht, und erhob auf der Straße ein gewaltiges Geschrei, wie sie beleidigt werde. Die vorbeigehenden Bürger ergriffen darauf den armen Geheimschreiber, schleppten ihn auf den nächsten Platz, und schlugen ihm da ohne weitere Umstände den Kopf ab.

Geschichte der Stadt Tangermünde von Pohlmann und Stöpel. S. 279. 280.


3. Die Zauberinnen in Berlin.

Im Jahre 1553 lebten zu Berlin zwei arge Zauberinnen, die allerlei Schaden an Früchten und Vieh thaten. Besonders unterstanden sie sich, zum öftern, zur Verderbung der Früchte, Hagel und Ungewitter zu machen. Zum letzten stahlen sie einer Frau aus der Nachbarschaft ein Kindlein, das sie zerstückelten und dessen Glieder sie in einen Topf thaten, um sie zu kochen. Wenn sie dies vollbracht hätten, so hätten sie ein Ungewitter zu Wege gebracht, daß im ganzen Lande keine Frucht wäre auf dem Felde geblieben. Aber der allmächtige Gott verhinderte den Frevel, und fügte es, daß die Mutter des Kindes herzukam und die Glieder ihres Kindes im Topfe gesehen. Sie lief sogleich zum Rathe und zeigte die Sache an, worauf die Zauberinnen verhaftet wurden und alle ihre Verbrechen und Gräuel bekannt haben. So wie sie gedienet, also wurden sie auch gelohnet.

Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 351.


4. Die Bildsäule des Churfürsten von Sachsen in Berlin.

Inwendig im Schlosse zu Berlin stand ehemals die Bildsäule des Herzogs und Churfürsten Moritz von Sachsen.

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)