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Inhalte, so sucht man danach das Schicksal des Jahres zu bestimmen.

Am Ostermorgen muß man früh aufstehen und einen Eimer mit Wasser auf den Hof setzen. Wenn man in diesen hineinblickt, bis die Sonne aufgegangen ist, so kann man darin das Osterlamm erblicken. Man sieht sogar seine Bewegungen in dem Wasser.

Am Walpurgisabend werden alle Thüren an Häusern und Ställen bekreuzt, um das Vieh vor den vorüberziehenden Hexen zu bewahren.

Wenn man in der Walpurgisnacht die abziehenden Hexen sehen will, so muß man sich unter eine Hechel oder Egge setzen, deren Stacheln und Zacken aber rückwärts stehen.

Wenn am ersten Maitage die Kühe ausgetrieben werden, so legen einige Leute Ketten und Stricke vor die Schwelle des Stalles, andere aber ein frisches Ei mit einem Beile, welches beides mit einem frischen Rasenstücke bedeckt wird. Wenn nun das Vieh über diese Sachen hinwegschreitet, so wird es sich gut halten und es kann ihm nichts angethan werden.

Am Abend vor Pfingsten werden junge Birkensträuche, Maien genannt, geholt, womit die Stuben und besonders die große Diele (Tenne) ausgeschmückt werden. Später werden diese Maien sorgfältig aufbewahrt und beim Röthen auf den Flachs gelegt, wodurch dieser fester wird.

Zum Theil mündlich, zum Theil aus den Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)