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durch den Hals herauskriechen will; dadurch verursacht es die großen Schmerzen und Beängstigungen.

Das Alpdrücken, hier „Mohrdrücken“ genannt, rührt von einem Thiere her, das ungefähr wie ein Marder aussieht; es legt sich dem Menschen im Schlafe auf die Brust und verschluckt dessen Athem.

Daselbst S. 141. 142.


Besondere Gebräuche und Meinungen im Hans Jochen-Winkel.

Der Strich Landes der Altmark, welcher zwischen Salzwedel und Disdorf liegt, heißt schon von alten Zeiten her der Hans Jochen (Joachim)-Winkel. Es ist dies ein Spitzname, dessen Entstehung und Grund man mit Gewißheit nicht angeben kann, der aber vielleicht daher rührt, daß die Mehrzahl der männlichen Einwohner hier seit undenklichen Jahren die Vornamen Hans Joachim führt. In diesem Winkel haben sich eine Menge ganz eigenthümliche Meinungen und Gebräuche erhalten, von denen hier folgende einen Platz finden mögen:

Eine Frau darf während ihrer Schwangerschaft sich keine Speise versagen, zu der sie Lust verspürt; denn alle Speisen, die sie sich so entzieht, würde das Kind künftig, wenn es erwachsen ist, nicht essen können.

Mit einer Leiche darf sich eine Schwangere nichts zu schaffen machen, weil sonst das Kind zeitlebens eine Todtenfarbe behalten würde.

Sobald das Kind geboren ist, wird ihm Honig oder Zucker in den Mund gegeben, damit es künftig süß aus dem Munde rieche.

Wenn das neugeborne Kind viel schreit, so sagt man: es hat Herzspann, und nun wird es dreimal durch die

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_081.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)