Seite:Temme Die Volkssagen der Altmark 078.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Räuchern werden sie durch die natürliche Oeffnung irgend eines Gegenstandes gesteckt; am liebsten nimmt man dazu das Skelett eines Pferdekopfes, oder ein Stück Eichenholz, das sich rings um den Ast abgeringelt hat. Auf diese Weise werden die Gänse vor dem Fuchs verwahrt; denn wenn dieser sie künftig sieht, so hält er sie für den Gegenstand, durch dessen Oeffnung sie gesteckt sind, für ein Pferd, eine Eiche o. d. g.

(Daselbst.) Wenn es am Vitus-Tage regnet, so gedeihet der Hafer nicht.

(Daselbst.) Bei der Taufe eines Kindes müssen die Gevattern sämmtliche von dem Prediger beigebrachte Bibelstellen nachbeten, sonst kann das Kind nachher nicht ordentlich lernen.

(Daselbst.) Wenn das Feuer bullert, und man spuckt hinein, so entsteht Zank, aber nicht für den, der gespuckt hat.

(Daselbst.) Wenn beim Brodbacken das Brod in den Ofen geschoben ist, so werden mit der Schüssel drei Kreuze vor der Mündung des Ofens gemacht, damit das Brod gedeihen soll. Dabei werden folgende Verse gesprochen:

Dat Brod is in Oven,
Unser Herrgott is boven;
Wenn’t keen Brod will werden,
Loat’t luter Stuten werden.

(Daselbst.) Wenn im Herbst der Kohl mit Raupen besetzt ist, so nimmt der Herr oder die Frau einen Birkenstrauch, der aber einer von denen sein muß, welche am Pfingstabend im Hause aufgestellt waren, und welche deshalb sorgfältig aufbewahrt werden. Damit umgeht man dreimal den Platz, auf dem der Kohl steht, und spricht dabei die Worte:

Rupen packt ju,
De Moan geit weg,
De Sunne kümmt.

Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)