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In der Gegend von Hindenburg (im Kreise Osterburg) glaubt man stark an Doppelsauger (Vampyre). Damit sie nicht aus dem Grabe wiederkommen, steckt man den Todten ein Stück Geld in den Mund.

In derselben Gegend wird, wenn bei Beerdigung einer Leiche die Schaufeln auf das Grab geworfen werden, genau danach gesehen, in welche Richtung die zuletzt hingeworfene Schaufel zu liegen kommt. Diese Richtung giebt den Hof im Dorfe an, aus dem der nächste Todte kommen wird.

Will der Pferdeknecht (in derselben Gegend) das ganze Jahr hindurch gut genährte Pferde haben, so muß er in der Neujahrsnacht Kohl stehlen und damit die Pferde füttern.

Böse Leute (ebenfalls in der Gegend von Hindenburg), die eine schlecht melkende Kuh haben, gießen etwas von der Milch dieser Kuh in den Brunnen des Nachbars. Jene Kuh wird dann geheilt, und auf die Kuh des Nachbars geht ihr Uebel über.

Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

In der Gegend von Salzwedel wird auf dem Lande, damit der Todte nach der Beerdigung nicht spuken soll, beim Heraustragen der Leiche aus der großen Thüre Wasser hinter ihr hergegossen; auch werden ein Löffel, eine Schüssel, ein Kamm und die zuletzt ausgekämmten Haare mit in den Sarg gelegt. Man steckt auch dem Todten einen Zehrpfennig in den Mund.

Wer am Neujahrstage Geld zu sich steckt, hat das ganze Jahr Geld.

In der Gegend von Mellin werden die jungen Gänse (Gänseküken) in einem Siebe geräuchert; zu dem Räuchern wird genommen etwas von dem Schwanze eines jeden Kükens, etwas aus dem Neste, worin sie ausgebrütet sind, und etwas von den Dunen der alten Gänse. Nach dem

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)