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der Rose durch Sympathie. Das Böten in diesem letzteren Sinne geschieht besonders auf dreifache Art. Einige böten die Rose durch Räuchern, Andere durch bloßes Blasen mit dem Munde; am sichersten hilft aber, wenn man einen Junggesellen, der dabei nichts sprechen darf, dreimal über dem leidenden Theile mit einem Feuerstahle Funken schlagen läßt. Bei allen diesen Mitteln darf aber, wenn sie anschlagen sollen, der Kranke nicht wissen, daß sie mit ihm vorgenommen werden.

Daselbst, S. 138.

In dem Dorfe Königstädt unweit Arendsee wird am Palmsonntage des Nachmittags ein Paar Stunden lang geläutet, indem man allda glaubt, daß, so weit der Schall der Glocken fällt, das ganze Jahr hindurch das Wetter keinen Schaden thun werde.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. S. 42.

In dem Städtlein Calbe an der Milde und in dem Calbeschen Werder findet man fast unter allen Thorhäusern bei den Ackerleuten ein Pflugrad hängen; von demselben hat man den Glauben, wenn das Vieh unter solchem Rade aus- und eingehe, so können weder der Teufel, noch dessen Handlanger, die Zauberer, ihm irgend einigen Schaden zufügen.

Beckmann a. a. O. S. 64.

Einige ganz besondere Gebräuche haben sich in der Altmark noch aus jener Zeit erhalten, in welcher unsere Vorfahren den Mond verehrten, den sie Ostera, Ostra nannten, woher auch wahrscheinlich unser Osterfest diesen Namen erhalten hat. Bekannt ist es namentlich, wie von den alten Sachsen der Göttin Ostra zu Ehren am Harze die Osterfeuer angezündet wurden. So geschieht ein Aehnliches noch jetzt in den Dörfern bei Salzwedel. In der Osternacht wird nämlich auf einer Anhöhe neben dem Dorfe

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)