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wird. Doch ist sie dessen auch schon sicher, wenn es ihr nur glückt, daß sie beim Wechseln der Ringe die Hand oben bekömmt. Daher sucht denn auch der Bräutigam Beides nach Kräften zu verhindern. So lange sie bei der Trauung vor dem Altare stehen, müssen sie so dicht bei einander stehen, daß man nicht zwischen ihnen durch sehen kann, weil sonst künftig böse Leute zwischen sie kommen und ihnen etwas anthun werden.

In den Schuhen müssen sie während der Trauung einige Körner Getreide tragen, weil dieß die Fruchtbarkeit des Feldes bewirkt. -

Ueber die Altmark. I. S. 124 folg.

Bei einem neugeborenen Kinde muß beständig Jemand wachen, bis es getauft ist, damit die Dickköpfe (unterirdische Geister) nicht kommen und es austauschen. Deswegen eilt man auch mit der Taufe soviel als möglich.

Am Tage der Taufe dürfen die Taufpathen von ihrem Eintritt ins Haus an bis nach geschehener Taufe nicht ein Naturbedürfniß befriedigen, weil sonst das Kind nie würde das Wasser halten können.

Bei dem Taufmahle muß die Wöchnerin von Allem, was aufgetragen ist, etwas genießen, wenn das Kind gedeihen soll.

Auf der Höhe, nicht aber in der Wische, wird auch der Kirchgang der Wöchnerin gefeiert; die Pathen kommen dann zusammen, und bescheeren dem Kinde ein Pathenkleid, schenken ihm auch Gevattergeld; dabei haben sie, obgleich nicht Katholiken, den Gebrauch, über die Stirn und Brust des Kindes dreimal das Zeichen des Kreuzes zu machen.

Daselbst, S. 128. 129.

In der Altmark hört man häufig das Wort „böten“; es bedeutet: Feuer anmachen, aber auch das Vertreiben

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)