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57. Der Kaiserbesuch in Osterburg.

Hochmuth kommt vor dem Fall. Als der Kaiser Lothar, der zweite dieses Namens, einstmals in der Altmark war, und mehrere Städte besuchte, da wollte auch die Stadt Osterburg einer solchen Ehre theilhaftig werden, um nicht gegen die anderen Städte zurückzustehen. Sie ließ daher den Kaiser um einen Besuch bitten. Dem genügte dieser Herr, und er kam mit großem Gefolge und vielen Menschen in die Stadt. Aber das kam den guten Leuten theuer zu stehen. Denn bei den Festlichkeiten, die sie zur Ehre des Kaisers anstellten, geriethen die Bürger mit den kaiserlichen Bedienten in einen Streit, der so arg wurde, daß die meisten Einwohner von Osterburg erschlagen, und die Stadt selbst mit der darin befindlichen Burg zertrümmert wurde.

Ueber die Altmark. II. S. 8.


58. Die Feuersbrunst in Osterburg.

Vor ungefähr hundert Jahren lebte zu Osterburg ein Brauer, dem waren zu einer Zeit seine Bottiche behext, so daß ihm kein Gebräu darin gedeihen wollte. Alle Mittel, die er dagegen gebrauchte, wollten nicht anschlagen, die Behexung wollte nicht weichen. Da hörte er zuletzt, daß in Stendal ein kluger Mann sei, dem keine Behexung widerstehen könne; diesen ließ er zu sich kommen, und der Mann brannte ihm mit vielen Ceremonien seine Bottiche aus. Aber die Zauberei, die einmal darin saß, konnte er nicht verbannen; denn ehe er und der Brauer es sich versahen, fuhr die Flamme aus den Bottichen hervor und ergriff das Haus, in dem sie waren, und es brannten über zwei Drittheile der ganzen Stadt ab. Nach der Chronik ist dieser große Brand im Jahre 1761 gewesen. Es ist

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)