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und in die Synagoge zu Osterburg gebracht, wo sie ihm zur Ader gelassen, es jämmerlich mit Nadeln gestochen und ihm zuletzt den Hals abgeschnitten. Die Juden haben auch angezeigt, warum sie das Alles gethan. Die Hostie nämlich haben sie an sich gebracht, um dadurch die Christen zu verachten, Christum zu verschmähen, und davon Wunderwerke zu sehen. Der unschuldigen Christenkinder Blut hatten sie gebraucht zu ihren Krankheiten und zu ihrem Blutgang.

Im Jahre 1510 am Freitage nach Margarethe sind darauf, nach vorangegangenem peinlichen Halsgericht, die schuldigen Juden, acht und dreißig an der Zahl, zu Berlin auf dem großen Plan bei der St. Marien-Kirche, der neue Markt genannt, lebendig verbrannt worden.

Andreas Angelus Annales. pag. 269–279.


6. Das wunderbare Feuer zu Stendal.

Im Jahre 1553 haben etliche Leute zu Stendal in einem Hause krank gelegen. Dieselben sind in solcher ihrer Krankheit wunderbarlicher Weise mit Feuer überfallen und sichtlich verbrannt worden, also daß sie im Feuer erstickten und starben. Das Haus aber, darinnen sie gelegen, ist unversehrt geblieben, und gar nicht einmal vom Feuer angesteckt gewesen. Als man nun am dritten Tag hernach die also verstorbenen Leute hat begraben wollen, da haben sie durch die Särge überflüssig geblutet.

Andreas Angelus Annal. pag. 351.
Sammlung zu einer Chronik von Stendal. Th. I. S. 48.


7. Der Kinderesser zu Stendal.

Im Jahre 1638 war in der Altmark eine große Hungersnoth. Damals war in der Stadt Stendal ein Soldat, der schon seit mehreren Tagen gar nichts mehr zu essen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)