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den Amtmann einen übergewaltigen Braten auf die Platte, und bekränzte ihn noch mit einem halb Dutzend stattlicher Würste. Die Bäuerinn, welche scheel sah zu einer so mächtigen Bescheerung, haderte deßhalb mit dem Manne, und meinte, man könne wohl noch einige Pfunde vom Fleische weghauen und ein Paar Würste zurückbehalten, es sey doch noch eine Metzelsuppe, die Dank verdiene. So sehr der Mann sonst gewohnt war, seinem Weibe zu folgen, so bestand er doch dießmal auf seinem Willen. „Man kann,“ sagte er, „nicht wissen, wo man den Schelmen braucht.“ – Somit gab das Weib nach, und der zwölfjährige Knabe wurde mit dem Ehrengeschenk abgeschickt.

Der Amtmann empfing die Spende mit sichtbarem Wohlgefallen, und rief seiner Hausfrau, sie dem Knaben abzunehmen und in der Speisekammer zu bewahren. Drauf wendete er sich an den Knaben und sprach: „dießmal hat sich dein Vater recht angegriffen! was hat denn die Mutter dazu gesagt?“ – „Die Mutter,“ erwiederte jener, „wollte noch etwas davon thun, aber der Vater gabs nicht zu.“ – „Das ist ein Ehrenmann, dein Vater,“ fuhr der Amtmann fort, „der weiß, was der Brauch ist.“ – „Das muß er wohl wissen,“ fiel der Knabe ein, „denn er sagte: man kann nicht wissen, wo man den Schelmen

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)