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Kaum war der Wagen am Eingange daselbst angelangt, als der Amtmann, welcher hinten nach gegangen war, sogleich wieder vortrat, und mit stummer Verbeugung das in Goldpapier gebundene Gedicht übergab. Der Kutscheninhaber hatte kaum die Augen auf die Ueberschrift geworfen, als er die poetische Gabe mit den Worten wieder zurückstellte: „Meine Herren, wenn Sie mich hätten hören wollen, ja wenn es möglich gewesen wäre, ein vernünftiges Wort mit Ihnen zu sprechen, so würde ich Ihnen schon längst gesagt haben, daß nicht Ich der Fürst bin; dieser ist zu Fuße voraus gegangen; Sie müssen ihn ja gesehen, vielleicht sogar gesprochen haben.“ Hiemit reichte der Unbekannte das unter vielen Sorgen und Schmerzen gefertigte Gedicht seinem stolzen Urheber wieder dar. Dieser starrte mit bewegungslosen, großen Augen darauf hin, und, weil ihn alle Besinnung verloren hatte, konnte er nichts erwiedern, als den kläglichen Stoßseufzer: „Ach, du mein Gott, so ist all unser Dichten und Trachten eitel gewesen!“ Der gute Mann schwindelte zurück und war einer Ohnmacht nahe.

Der Unbekannte war der Reisestallmeister des Fürsten, und im Wagen geblieben, während dieser, unbekannt und ohne Aufsehen zu erregen, voranging. Der Fürst aber war jener Neugierige, der alles so genau

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_339.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)