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Immer trocknend ihre Thränen,

Wankte sie vom Grab zurück.
Nichts kann ihren Schmerz versöhnen,
In dem Grabe blieb ihr Glück.

War der helle Tag ihr traurig,

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War’s die finstre Nacht noch mehr,

Alles ist so öd’ und schaurig,
Und ihr Bette Gattenleer.
Aber kaum erwacht der Morgen
Muß sie wieder Hausfrau seyn,

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Und es stellen sich die Sorgen

Ihrer Wirthschaft wieder ein.
Denn was hilft das ew’ge Klagen?
Hat sie doch nicht nur ein Herz,
Sondern fühlt auch einen Magen,

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Und den sättigt nicht der Schmerz.

Drum, obgleich so großer Jammer
Noch die Seel’ ihr niederbeugt,
Dennoch in die Rumpelkammer
Die betrübte Wittwe steigt,

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Wo, als von dem Ehrensitze

Wich der bald verschmähte Sarg,
Sie die dürren Aepfelschnitze,
Wie ihr wisset, schlau verbarg.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)