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Dorthin wird von beyden täglich
Eine Betfahrt angestellt;
Durch Gewohnheit wird erträglich

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Jeder Anblick in der Welt.

Ach, es war so gar erbaulich,
Wenn im Stübchen, Tag für Tag,
Bey den Särgen, fromm und traulich,
Sich das Paar im Arme lag!

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Doch, wie lang bleibt solcher Trauer

Eines Menschen Herz geneigt?
Mählig wird die Wehmuth lauer,
Und der alte Kummer schweigt.
Immer seltner, kälter immer,

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Kehrt man bey den Särgen ein;

Endlich muß man gar das Zimmer
Von der garst’gen Last befrei’n.
Was nun machen mit dem Plunder?
Fürchtet nur nicht für die Frau,

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Denn es wär’ ein blaues Wunder,

Sorgte sie nicht schnell und schlau.
Alles weiß sie wohl zu nützen,
Drum so füllt sie einen Sarg
Mit gedörrten – Aepfelschnitzen,

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Die sie häuslich dort verbarg.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_317.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)