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worden ist, ehe sie diesen Aufwand verschlungen hat. Wahrhaftig, Sabine, du hast gut wirthschaften gelernt, seit du aus dem väterlichen Hause entfernt bist.“ –

Sabine konnte nichts antworten. Sie kannte die Denkungsart des Vaters, sie scheute seinen Zorn, sie schwieg und konnte nichts vorbringen, zu ihrer Rechtfertigung. So lange jener Betrüger im Städtchen war, hatte sie, gleich den übrigen Weibern, in einer Art von Taumel gelebt, der die Vernunft nicht zur Besinnung kommen ließ. Es ist dem weiblichen Geschlechte eigen, daß es sich für Fremde, oft mehr als recht und klug ist, interessirt, zumal wenn dieselben eine geheimnißvolle Miene annehmen, oder von hohem Stande sind. Weiber können kein Geheimniß leiden, darum geben sie sich nicht zufrieden, bis sie es heraus haben, und werden dem Manne gut, der es ihnen anvertraut und ihre Protektion sucht. Daher auch jenes Drängen und Treiben, in welches die Damen des Städtchens verfielen, und das sich auch den Männern mittheilte, den einzigen Conradi ausgenommen, der nie aus seiner Nüchternheit gefallen war.

Jetzt war der Schwindel wie eine abgenommene Binde von Sabinens Auge gewichen. Aber wie erschrak sie, als Conradi nach seiner Uhr fragte, die er nicht mehr an der gewöhnlichen Stelle hängen sah! Er vermuthete

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)