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zu Gunsten seiner Tochter dem Substituten seine Stelle ab, und zog aus der verderbten Welt in eine fromme Einsamkeit, wo er noch über die böse Zeit seufzt, und auf sein letztes Stündlein sich vorbereitet.

Auch der Commerzienrath erschien, eigentlich ein Kaufmann des Städtchens, der ehmals wegen eines Projekts, das vielen Nutzen versprach, vom Fürsten diesen Titel erhielt. Leider blieb das Projekt unausführbar, allein den Titel erhielt der Ehrenmann doch, und hielt darob mit großer Beharrlichkeit und Eifersucht, obgleich er weder ein Commerz mehr trieb, noch von irgend einem Menschen um Rath gefragt wurde. Uebrigens machte er sich gern einen guten Tag, und unterschrieb zu den Assembleen des Städtchens, so lange noch ein klingender Vorrath in Cassa war.

Endlich kamen auch die beyden Bürgermeister des Orts, als ehrenhafte Männer. Der Eine war von einem Metzger Rathsherr, und vom Rathsherrn Bürgermeister geworden; seitdem er aber gar als Landstand beim Landtag gesessen, wurde er vollends in die Klasse der Herrn aufgenommen. Sonst war er kein ungescheidter Mann, aber etwas derb, und seit ihm seine watschliche Ehehälfte die reiche Erbschaft einer am Hunger gestorbenen Baase ins Haus gebracht, ein Gönner und Beförderer der schönen Künste und Wissenschaften im Ort.

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)