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andern Männern Galanterieen empfing. Diese that denn auch sehr züchtig in seiner Gegenwart; doch wollen böse Zungen behaupten, daß sie in der Abwesenheit ihres Gemahls gegen zärtliche Huldigungen nicht unempfindlich und gleichgültig sey.

Ferner trat der Arzt des Städtchens auf, gewöhnlich der Doktor genannnt, obgleich er von keiner Universität ein Diplom aufweisen konnte. Er hatte als Regimentsarzt im Felde gedient, und sich, nachdem es Friede geworden, als Praktikant im Städtchen niedergelassen. Als der eigentliche Arzt einige Jahre nachher starb, erhielt er die Stelle desselben, und heirathete die Tochter des Apothekers, der durch diese Verbindung nichts muß verloren haben, denn seit dieser Zeit vermehrt sich der Segen des Mannes gar sichtbar. Böse Leute wollen freilich etwas Arges dahinter suchen, allein besser unterrichtete Personen versichern, daß er sein zunehmendes Vermögen einer Zuckersiederey von Runkelrüben verdanke, die er zur Zeit der Continentalsperre betrieb.

Nachher trat der Stadtschreiber auf, ein Mann, der durch ein nicht seltenes Kunststück Weib und Amt zugleich erhielt. Aus der nehmlichen Schreibstube, deren Haupt und Herr nun Er war, hatte er sich lange als Substitut befunden, mit großem Ruhm und hochgeschätzter Fertigkeit der Finger sein Tagewerk betrieben, und

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)