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Die Erscheinungen.

An Morna.

Wenn des Tags Gestalten bleichen,
Und des Abends Nebelgebilde
Ueber Berge, Thal und Gefilde,
Ueber Ros’ und Nessel schleichen;

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Nahen oft mir fremde Wesen,

Fremd, und doch als lang vertraute,
Ohne Worte, ohne Laute;
In dem Blick nur kann ich lesen.

Klar wie deine Himmelsbläue

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In der Mondnacht Sternengeflimmer,

Ist des Blicks bethränter Schimmer,
Matterglüht von Lieb’ und Treue.

Wonnevoll ist ihr Erscheinen,
Süßer Wehmuth seliger Frieden;

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Doch kaum sind sie wieder geschieden,

Wird es mir, als müßt’ ich weinen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)