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An meinem Geburtstage

dem 9ten März 1822.

Der Jahre Sechzig floh’n, wie Minuten hin.
Gesundheit blieb mir treu, wie mein heit’rer Sinn.
Mich prüfend, kann ich ohne Grauen
Auf der Vergangenheit Monde schauen.

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Der Liebe Glück, mein Höchstes, besäng’ ich gern;

Doch kaum vermags ein Sänger auf beß’rem Stern.
Den Vater mehr, den Ahn umdrängen
Kinder und Enkel mit Weihgesängen.

Der Freunde zähl’ ich viel, wie der Weltling wähnt;

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Allein der treuer’n, wie sie mein Herz ersehnt,

Sind Zwey genug. Am Knotenstabe
Pilgern zusammen wir bis zum Grabe.

Heil, lächelst du noch, himmlische Muse, mir;
Heil, feyern, o Louise, noch segnend wir

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Das seltne Fest der Jubel-Ehe;[1]

Aber der Wille des Herrn geschehe!

 Haug.


  1. Dieses Glück ward dem Dichter nicht zu Theil, indem seine Gattin den 22sten Jänner 1823 starb, und am 25sten beerdigt wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)