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Und, ach! es schmückt vielleicht mit keinem Stein
Der Erbe mir das Grab, worin ich schlafe,
Fort stürzen sie aus dem erbroch’nen Schrein

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Die Thälerchen, wie die verscheuchten Schaafe;

Komm, schallt es dann, du liebes Gold heraus,
Aus deiner Haft, du freygeword’ner Sklave!
Und Alt und Jung juchheit beym Leichenschmaus,
Für sie war längst mein armes Daseyn Strafe!

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Auch schreckte jüngst mich gar ein böser Traum:

Ich stand, ein Pilger, vor des Himmels Pforte,
Arm, elend, nackt, vergleichbar einem Baum,
Der von des Sommers schwülem Hauch verdorrte,
Und über mir in Flammen, ernst und hehr,

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Las zitternd ich die fürchterlichen Worte:

„Eh drängt sich ein Kameel durchs Nadelöhr,
Als daß ein Reicher geht durch diese Pforte“

Und hinter mir, wie in ein hohles Grab
Hinunter rollen rauher Schollen Klöse,

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Hört’ ich dich rollen in die Kluft hinab,

Geliebtes Gold! mit gellendem Getöse,
Und viel der Armen, die in meinen Schrein
Ihr Pfand gelegt, das letzte ihrer Blöße,
Lustwandelten zur off’nen Pfort hinein,

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Ich stand verbannt, in meines Jammers Größe!!!


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)