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Grundsätzen beseelt, diente er auch gegen den August. Dieser begnadigte ihn durch Verwendung des Mecänas, seines Schwagers. Allein Muräna konnte sein republikanisches Herz nicht ändern, und gab auch seine Grundsätze nicht auf; deßhalb benahm er sich etwas zu frei und unvorsichtig für die neue Monarchie. Einst, so erzählt Dio, legte August vor Gericht ein Zeugniß wider den Primus ab, den Muräna vertheidigte; da fragte Muräna mit Heftigkeit den August: „Wer hat dich hieher gerufen?“ der schlaue August, der die Formen der untergegangenen Republik noch schonte, und mit schmeichlerischer Gleisnerey die Herzen des Volks gewinnen wollte, antwortete kalt und besonnen: „die Republik.“ Aber solche Freimüthigkeit empfiehlt sich schlecht bey Herrschern, wie August war. Kein Wunder, daß er dem Muräna grollte und ihn seine Ungnade fühlen ließ. Muräna ertrug den Zerfall seines Glücks mit Unmuth und Bitterkeit; der leidenschaftliche, unruhige, ehrsüchtige und verzweiflungsvolle Mann trachtete nach Neuerungen, um sich emporzuschwingen. Durch eine neue Revolution hoffte er seinen durch Proscriptionen zerrütteten Wohlstand wieder herzustellen und zu den höchsten Würden zu gelangen. Horaz durchschaute die Gesinnungen und Absichten des Manns, und sah leicht voraus, welch ein

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)